Impuls MCC Köln, Ines-Paul Baumann
12. Jan. 2025
Josua 3,14-17
Vielleicht muss das, was deinem Weg im Wege steht, gar nicht ganz verschwinden. Auch das, was immer weiter zu fließen scheint, kann unterbrochen werden. Achte aber darauf, dass du dich nur so weit näherst, dass es dich nicht mit sich reißt. Unser Glaube und unsere Mitmenschen können dann Wege bereiten.
14 Als nun das Volk aus seinen Zelten auszog, um durch den Jordan zu gehen, und die Priester die Bundeslade vor dem Volk hertrugen, 15 und als die Träger der Lade an den Jordan kamen und die Füße der Priester, die die Lade trugen, ins Wasser tauchten – der Jordan aber war die ganze Zeit der Ernte über alle seine Ufer getreten –, 16 da stand das Wasser, das von oben herniederkam, aufgerichtet wie ein einziger Wall, sehr fern, bei der Stadt Adam, die zur Seite von Zaretan liegt; aber das Wasser, das zum Meer der Araba[1] hinunterlief, zum Salzmeer, das nahm ab und floss ganz weg. So ging das Volk hindurch gegenüber von Jericho. 17 Und die Priester, die die Lade des Bundes des HERRN trugen, standen still im Trockenen mitten im Jordan. Und ganz Israel ging auf trockenem Boden hindurch, bis das ganze Volk über den Jordan gekommen war.
Josua 3,14-17 (Lutherbibel 2017)
Der Jordan war ein wichtiger Fluss. Ohne sein Wasser hätte es an seinem Ufer kein Leben gegeben. Für diejenigen, die dort lebten, war sein Wasser Teil ihrer Lebensgrundlage. Anderen aber stand er im Weg. Nicht nur, weil er sich zu sehr ausgebreitet hatte.
Es gibt Dinge, die können lebenswichtig sein. Solange sie in ihren Grenzen bleiben und nicht alles vereinnahmen, ermöglichen sie Leben. Aber was für die einen Leben ermöglicht, steht anderen vielleicht im Weg.
Der heutige Text lässt die Möglichkeit zu, dass es trotzdem weitergehen kann. Mit beidem:
Für diejenigen, die den Fluss der Dinge brauchen, gilt: Ein Stillstand und eine Öffnung müssen nicht das Ende bedeuten.
Für diejenigen, denen der Fluss im Wege stand, gilt: Das, was dir im Wege steht und dich mit sich reißen könnte, muss vielleicht gar nicht ganz verschwinden. Manchmal reicht eine Unterbrechung. Wenn du dann ein paar Schritte weiter bist, kann es gerne so sein wie vorher. Es stellt für dich kein Hindernis und keine Gefahr mehr dar.
Ganz trockenen Fußes für alle geht es allerdings nicht voran, Erst als die Priester ihre Füße ins Wasser setzen, steht es still. Dafür reichen die Füße aber eben auch aus; sie werfen sich nicht mit ihrem kompletten Leib in einen Fluss, der sie sonst mit sich reißen würde.
Und die Priester tragen die Bundeslade bei sich – damals die Verortung der Vergegenwärtigung Gottes. Was birgt der*die G*tt deines Glaubens an Möglichkeiten, den Fluss der Dinge zu unterbrechen?
Was in deinem Leben war vielleicht lange nährend und Leben ermöglichend, steht dir aber jetzt im Wege? Was bedarf einer Unterbrechung, damit du weiter kommst? Gibt es innere Stimmen, Lebenshaltungen, Prinzipien oder Gewohnheiten (die an sich vielleicht wichtig sein können!), die so groß geworden sind, dass ihr ewiger Fluss dich entweder mit sich reißt oder von deinem weiteren Weg abhält? Birgt dein Glaube dann Gottesgegenwärtigkeiten und Weggefährt*innen, die dir Schutz geben?
So was kann es auch im Glaubensleben geben. Oder auch Gemeinden betreffen, nicht nur Einzelne: Bedarf auch im Fluss der Glaubenswege mal etwas einer Unterbrechung? Auch wenn es an sich eine unverzichtbare Quelle des (Glaubens-)Lebens darstellt? Ist da vielleicht auch etwas über die Ufer getreten?
Und vielleicht bist du auch gerade die Person, die in der Lage ist, den Fuß dort hineinzusetzen, wo andere mitgerissen werden. Wo kannst du vielleicht gerade dazu beitragen, dass eine Unterbrechung eintritt, die Wege ermöglicht?