Predigt MCC Köln, 16. Februar 2020
Andreas Schnier
Römer 12,1-2: „Das ganze Leben – ein Gottesdienst“
1 Weil ihr Gottes reiche Barmherzigkeit erfahren habt, fordere ich euch auf, liebe Brüder und Schwestern, euch mit eurem ganzen Leben Gott zur Verfügung zu stellen. Seid ein lebendiges Opfer, das Gott dargebracht wird und ihm gefällt. Ihm auf diese Weise zu dienen ist der wahre Gottesdienst und die angemessene Antwort auf seine Liebe.
2 Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an, sondern lasst euch von Gott verändern, damit euer ganzes Denken neu ausgerichtet wird. Nur dann könnt ihr beurteilen, was Gottes Wille ist, was gut und vollkommen ist und was ihm gefällt. verkündet: Das Himmelreich ist nahe!
Römer 12,1-2, „Hoffnung für Alle“
Predigt
1. Reformation
Papst Franziskus!!!
… ist zurückgetreten –
… … … als Reformator … …
So stand es am Donnerstag in der Zeitung!
Obgleich Re-formation in der Kirche doch dringend Not tut.
Paulus ruft in seinem Brief an die Römer (wohlgemerkt: die Römer!!!) auf zur Reformation.
Und er meint nicht nur Re-förmchen …
Er will uns ganz!
„Seid ein lebendiges Opfer!“ „Stelle Dich mit Deinem ganzen Leben Gott zur Verfügung!“ Paulus spricht vom „wahren Gottesdienst“, in anderen Bibelübersetzungen ist vom „vernünftigen“ oder „geistigen“ Gottesdienst die Rede. Paulus redet uns ins Gewissen. Er spricht vom Gottesdienst, doch es geht offenbar um viel mehr als die eine Stunde am Sonntag hier in der MCC. Und auch sein Gottesdienstraum ist weiter gefasst.
„Laßt Euch von Gott verändern!“ „Öffnet Euch für neues Denken!“ „Erkennt, was Gottes Wille ist und ihm gefällt!“
Paulus zeigt auf, was Gott für den Menschen tut und er ermuntert uns zu einer „angemessenen Antwort“, einer Reformation mitten im Leben, mitten im Alltag.
2. Prüfung
Ich lade Euch jetzt ein:
Schau in Deine Woche, in Deinen Alltag!
Ich habe dazu drei Fragen mitgebracht, die ich gemeinsam mit Euch bearbeiten möchte:
- Meine Woche: Momente der Nähe!
An welchem Ort suche und finde ich Gott? - Meine Woche: Momente des Glücks!
In welchem glücklichen Moment war Gott – womöglich – nicht fern? - Meine Woche: Momente der Klarheit!
Welcher Dienst von mir hat Gott wohl gefallen?
Ich schlage vor, dass wir auf die erste Frage hier in einer offenen großen Runde Antworten zusammentragen.
Für Antworten auf die beiden anderen Fragen schlage ich eine andere Herangehensweise vor. Die will ich aber gerne erst gleich – nach der jetzigen ersten Runde – näher erläutern.
3. Übung zu Frage 1 – Gottesorte
1. Meine Woche: Momente der Nähe!
An welchem Ort suche und finde ich Gott?
Habe ich einen Lieblingsort mit Gott?
Ihr nennt mir Orte, ich schreibe sie hier an die Flip-Chart.
Nennungen in Kranzform an die Flip-Chart schreiben,
in der Mitte ausreichend freien Platz lassen!
Am Schluss in den Platz in der Mitte schreiben:
„Gott in unserer Mitte!“
4. Übung zu Frage 2 + 3 – Gottesdienste
2. Meine Woche: Momente des Glücks!
In welchem glücklichen Moment war Gott – womöglich – nicht fern?
3. Meine Woche: Momente der Klarheit!
Welcher Dienst von mir hat Gott wohl gefallen?
5. „Gott für Alle!“
Sein ganzes Leben in den Dienst an Gott stellen, dabei keine Scheu haben vor neuem Denken, der Prüfung und – wo nötig – „Re-for-ma-tion“ gelebten Glaubens und … – … Gott und sein Wort mitten unters Volk, in den Alltag der Menschen bringen – dafür steht, wie kaum ein anderer, Martin Luther.
Der nachfolgende Trialog von Martin, Käthe und Gott zeigt: Reformation und Gottesdienst ist allumfassend. Auch heute noch tut Reformation Not!
Prüfet alles, das Gute aber behaltet! (1. Thess 5, 21)
-Amen-
Predigt – Fürbitten
1.
Herr, ich suche Dich. Lass Dich finden.
Alle: Herr, erbarme Dich.
2.
Herr, ich brauche Dich. Gib Dich mir zu erkennen.
Alle: Herr, erbarme Dich.
3.
Herr, Du machst mich frei. Lass mich für Dich tanzen!
Alle: Herr, erbarme Dich.
Trialog von Martin, Käthe und Gott
Zwiebeln schneiden ist Gottesdienst oder Gleichstellung im Arbeitsleben
Luther: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.
Katharina: Was ist denn das für ein Spruch, Martin?
Luther: Paulus. Solltest Du wissen, Weib. Steht im Brief an die Tessalonicher.
Katharina: Und was soll das heißen?
Luther: Paulus warnt vor Faulenzerei.
Katharina: Der hat’s gerade nötig. Was hat Paulus denn gearbeitet außer den ganzen Tag Briefe zu schreiben?
Luther: Käthe, du vergisst dich. Der hat außerdem auch als Zeltmacher gearbeitet.
Katharina: Trotzdem: Der war doch wie du.
Luther: Ich? Ich lege das Wort Gottes aus!
Katharina: Eben. Und das nennst du Arbeit! Ich führe Haus und Hof, kümmere mich um die Angestellten, um die Gäste, wechsele Windeln, pipapo, trage dir den Allerwertesten nach, wohne dir sogar noch nachts bei…
Luther: Ja, ist ja gut, Käthe.
Katharina: Du glaubst, dass deine Arbeit mehr wert ist als meine.
Luther: Aber Katharina! Du willst doch nicht das Auslegen der Schriften und den Umgang mit dem Wort Gottes mit Zwiebeln schneiden vergleichen!
Gott: Warum nicht, Martin! Wie solltest Du unser Wort auslegen, wenn du nichts im Bauch hast!
Katharina: Gott hat Recht! Du solltest das mal in deinen Veröffentlichungen schreiben!
Luther: Was?
Katharina: Dass alle Arbeit gleichwertig ist.
Luther: Womöglich ist Windeln wechseln genauso wichtig wie Bibel übersetzen?
Katharina: Ja, könntest du auch mal machen! Windeln wechseln ist für Männer nämlich keine Schande!
O-Ton: [Käßmann] „Ja ich finde das hat Luther ja wirklich auch sehr schön klar gemacht, theologisch, dass nicht das Kloster oder der Kirchenraum der Existenzort der Christen ist…
Luther: Ich? Soll das geschrieben oder gesagt haben? Und wer behauptet das?
Gott: Margot Käßmann. Die Reformationsbotschafterin. In 500 Jahren wird jede und jeder deine Reformationsschriften kennen. Im Übrigen sagst und schreibst du doch immer, was Käthe und wir dir eingeben.
O-Ton: [Käßmann ] „(…) Kirche ist für ihn ja auch kein heiliger Raum in irgendeiner Form, sondern draußen in der Welt, in Deinem Beruf, was Deine Berufung ist, und da sagt er das kann die Besen schwingende Magd genau so sein wie der regierende Fürst. Da hast Du Deine Verantwortung für Gott umzusetzen, im Alltag, (…) Glaube ist nicht abseits vom Alltag, sondern mitten im Alltag bewährt sich Glaube.
Katharina: Die hat’s begriffen! Schön wäre es, wenn es in 500 Jahren noch ein paar mehr gäbe, die es begreifen.
Luther: Ist ja auch eine echt protestantische Idee, wenn ich es mir überlege. Könnte tatsächlich von mir sein…
Katharina: Naja, solch eine Wirkung hatten deine Ideen dann wohl doch nicht. Oder kannst du mir erklären, warum gleichwertige Bezahlung von Männern und Frauen in 500 Jahren immer noch ein Thema ist?
Luther: Was meinst du damit?
Katharina: Die Menschen werden es seltsamerweise für völlig normal halten, dass ein Bänker, der den ganzen Tag nur schnödes Geld verwaltet, zigtausend Mal mehr verdient als zum Beispiel eine Krankenschwester, die sich um Menschen kümmert. Und wenn Zwiebelschneiden Gottesdienst ist, warum verdient dann eine Küchenhilfe weniger als eine Pfarrerin?
Luther: Ist doch klar, Katharina. Meine Reformation wirklich umzusetzen, das ist eben ganz schön schwierig.
Gott: Da ist was Wahres dran!