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Wie können wir glauben angesichts der Krisen? (nicht STATT der Krisen?)

Impuls MCC Köln, Ines-Paul Baumann
22. Oktober 2023

Psalm 23

Viele Menschen sehen sich Krisen ausgesetzt. Klima, Kriege, Krankheiten, (Minderheiten-)Stress, Femizide, Rechtspopulismus, Gewalterfahrungen, … es gibt viele Anlässe, Zusammenhänge und Umstände für Krisen.

(Nicht nur) diese Woche seien hier auch explizit die Herausforderungen von allen auf dem Aspec-Spektrum einbezogen (#aceweek: https://aspecgerman.de, https://aceweek.org/).

Wie können wir angesichts so vieler Krisen heute zur Andacht zusammenkommen? Uns der Gegenwart G*ttes vergegenwärtigen und der Frage nachgehen, was G*ttes Gegenwart für unsere aktuelle Gegenwart bedeutet? Geht das denn? Wie können wir uns angesichts der Krisen versammeln im Angesicht Gottes?

Müssten im Angesicht G*ttes die Krisen nicht weg sein? In der Bibel jedenfalls schließen sich Krisen und Gotteserfahrungen nicht aus. In Psalm 23,5 findet sich die vielleicht bekannteste Version davon: „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.“, formuliert es die Lutherbibel in Psalm 23,5.

Das Lutherwort „Feinde“ mag harsch klingen. Andere Worte mögen sanfter klingen, z.B. „Transphobie“ – das klingt viel harmloser, wie „Spinnenangst“ oder „Höhenangst“. So wie: „Ich kann doch nichts dafür, es geht nun mal nicht anders“. Das Wort „Phobie“ im Zusammenhang mit der Diskriminierung von Menschen ist aber eine Ablenkung. Transfeindlichkeit (!) geht nicht von harmlosen Ängsten aus, sondern ist eine bewusste und veränderbare Haltung.

Du bereitest einen Tisch vor mir,
direkt vor denen, die mich bedrängen.

Psalm 23,5 (Bibel in gerechter Sprache)

Manche mögen diesen Psalm lesen vor dem Horizont eigener Erfahrungen.
Andere eher als Hoffnung, Vision, Wunsch.
Oder als Lücke.

(Psalm 23, anschl. Stille)

1) Was bedrängt dich?

Im Psalm gibt es ein Bewusstsein für das Bedrängende. Der Psalm guckt nicht weg: Zumindest kurz nimmt er wahr, dass und was bedrängend ist.

Wenn du magst, kannst auch du dich dem kurz zuwenden: Nimm kurz wahr, dass und wovon du bedrängt bist.

2) Was ist drauf auf dem Tisch, den G*tt dir bereitet?

Wenn G*tt dir nun einen Tisch bereitet „im Angesicht dessen, was dich bedrängt“:
Was ist denn nun drauf auf diesem Tisch?
Woran merkst du konkret, dass G*tt dir einen Tisch bereitet?

Es geht nicht unbedingt darum, ob deine Wünsche „realistisch“ sind oder nicht.
Dein erster Impuls ist vielleicht Ausdruck für eine Sehnsucht, die nicht gestillt werden kann. Mach sie dir trotzdem bewusst. Dann weißt du wenigstens, welchen Preis du gerade bezahlen musst.
Vielleicht ist dein erster Impuls aber auch eine Art Wegweiser: Vielleicht zeigt dir deine Sehnsucht eine Richtung an, in die es für dich gehen kann.

Das kann ja ganz unterschiedlich sein. Zum Beispiel auch:
Vielleicht denkst du bei „Bedrängnis“ an Einsamkeit? Dann wünschst du dir vielleicht einen Tisch, an dem auch andere sitzen?
Oder Ursache für deine Bedrängnis ist, dass dir alles viel zu viel ist? Dann wäre es vielleicht eine Erleichterung, wenn dein Tisch einfach mal leer bleibt?

Wo geht deine Sehnsucht hin?
Was würde dir gut tun?

Ob das erfüllbar ist oder nicht: Der Psalm orientiert sich genau daran. „Lebendigkeit“, „gerechte Spuren“, „aufatmen“, „Gutes“, „Freundlichkeit“, all dies ist im Psalm der Kompass bei der eigenen Ausrichtung des Lebens – unabhängig von den Umständen. Das Böse gewinnt nicht die Oberhand über die eigenen Gefühle und Entscheidungen:

Wenn Finsternis tief meinen Weg umgibt,
°fürchte ich nichts Böses.

Psalm 23,4 (Bibel in gerechter Sprache)

G*tt stärke, was dich gedeihen lässt.
Nin schütze, was dich lebendig macht.
Sie schenke dir, was für dich heilsam ist.
Er schaue auf das, was du freigibst.

 

 

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