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Wenn ungesunde Bezüge zu Emotionalität ein Ende haben – was genau hat dann ein Ende? (Kirche als Ort zum: Erzeugen / Reflektieren / Heilen von Emotionalem) #4Advent

Impuls MCC Köln, Ines-Paul Baumann
22. Dez. 2024

Lukasevangelium 2,8-20

Emotionen sind in der Advents- und Weihnachtszeit oft eher überstrapaziert (Werbung, Deko in den Straßen, Erwartungsdruck, …). Oft führt das zu ganz „unweihnachtlichen“ Emotionen wie Stress und Streit.

Das sollte uns trotzdem nicht davon abhalten, mal einen Blick auf die Emotionen in der Weihnachtsgeschichte zu werfen. Emotionales spielt dort nämlich eine große Rolle, und zwar in dreierlei Hinsicht:

  1. Menge und Vielfalt von Erleben und Emotionen
    (empfundene Furcht, versprochene Freude, ein himmlischer Chor zum Lobpreis Gottes, Zusammenleben in Frieden, verwirklichte Freude, Gott rühmende und lobende Menschen)
  2. Austausch zu Erleben und Emotionen
    (die erzählenden Hirten, ihnen Zuhörende, darüber Nachdenkende)
  3. Dynamik von Erleben und Emotionen
    (
    Emotionen kommen und gehen. UND: Emotionen ändern sich.)

Mit diesen drei Aspekten von Emotionen können wir auch einen Blick werfen auf Gemeinden und Gottesdienste:

  1. Kirche als Ort, der Erleben und Emotionen erzeugt
    (so wie es z. B. die Hirt:innen auf dem Feld erleben).
    Beispielsweise werden evangelikale Gemeinden und Gottesdienste oft genau aus dieser Perspektive gestaltet und wertgeschätzt. (Wobei gerade solche Gemeinden allerdings auch manchmal erlebt werden als Orte der emotionalen Manipulation und Furcht.)
  2. Kirche als Ort, um Erleben und Emotionen zu reflektieren
    (so wie z. B. bei dem Miteinander in Bethlehem).
    Beispielsweise spricht die Theologin Sabrina Müller in diesem Zusammenhang von „Gelebter Theologie“: Religiöse Erlebnisse und Emotionen – bzw. Anlässe dafür – geschehen oft außerhalb von Gottesdiensten, z. B. bei einschneidenden biografischen Veränderungen. Kirche ist dann vor allem ein Ort dafür, sich darüber auszutauschen und eine Sprache dafür zu finden, das Erlebte religiös einzuordnen.
  3. Kirche als Ort, an dem emotionales Leben und Erleben reifen und heilen kann
    (so wie z. B. die Gefühle der Hirt:innen sich wandeln).
    Beispielsweise formuliert unser Liederbuch das Anliegen, „reife und heilvolle Bezüge zu Spiritualität und Sexualität zu entwickeln, die sowohl mit Nähe als auch mit Distanz umgehen können“. (Bitte um Vergebung, S. 154).
    Mir kommen hierbei auch die Früchte des Heiligen Geistes in den Sinn (Liebe, Freude, Friede, Geduld, Langmut, etc; auch diese werden ja oft auf emotionalen Ebenen erlebt): Damit Früchte reifen können, brauchen sie Zeit und passende Bedingungen.

Ein paar Fragen in diesem Zusammenhang könnten also sein:

  • Wenn ungesunde Bezüge zu Emotionalität ein Ende haben – was genau hat dann ein Ende?
  • Wie erlebst du Emotionen in deinem Leben? Brauchst du manchmal mehr emotionale Distanz, manchmal mehr emotionalen Zugang?
  • Und passt dazu, wie du Emotionen in deinem Glaubensleben erlebst? Sind der Zugang zu deinen Emotionen und der Zugang zu Emotionen in deinem Glaubensleben in Balance?
    • Wo bekommst du, was für dich emotional heilsam und heilvoll ist?
    • Wo kannst du dich darüber austauschen?
    • Passt dein aktuelles Umfeld dazu, heilvolle Bezüge zu Nähe und Distanz zu entwickeln? Was reift in dir im Lauf der Zeit in deiner Gemeinde?
  • Wie ermöglichst du anderen, an deinem Erleben, Reflektieren und Prozess teilzuhaben – und ihr Erleben, Reflektieren und Prozess zu unterstützen und zu begleiten?
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