Impuls MCC Köln, Ines-Paul Baumann
8. Dez. 2024
Lukasevangelium 2,8-18
Pansexuell, demiromantisch, proculsexuell, … Für Anziehungen unter Menschen gibt es mehr und mehr Begriffe*) . Das heißt nicht, dass wir mehr und mehr Menschen in Schubladen stecken müssen (die weniger und weniger Menschen auf Anhieb kennen). Aber damit kann anerkannt werden: Beziehungsbezüge unter Menschen können unterschiedliche Grundlagen und Ebenen haben. Manche erleben Verbundenheit auf intellektueller Ebene, andere auf körperlicher, oder emotional, romantisch, geschlechtsabhängig, … Bei besonders nah empfundener Nähe würden wir im menschlichen Bereich vielleicht allgemein von Intimität sprechen.
Auch Gottesbeziehung ist eine Form von Beziehung. Auch diese Beziehung kann unterschiedliche Grade von Nähe und Distanz annehmen. Und auch im Glaubensleben gibt es verschiedene Ebenen und Aspekte, Verbindung zu erleben:
- Vielleicht magst du deine Gemeinde, weil dein Glaubensbezug bei intellektuell geprägten Predigten richtig aufblüht?
(Dann hast du wohl quasi eine sapioromantische Beziehung zu deinem Glaubenskontext.) - Oder ist Lobpreis voll dein Ding: Ohne diese emotionale Tiefe einer vertrauensvollen Beziehung geht im Glauben einfach gar nichts?
(Klingt sehr nach einer demiromantischen Beziehung zu Gott!) - Oder du kannst dich richtig fallen lassen, wenn du dich Gott unterwerfen kannst? Oder blühst erst dann richtig auf, wenn Gott auch straft?
(Gott als Dom, du als Sub?) - Oder du gehst in mehrere Gemeinden, und alle wissen voneinander und sind damit einverstanden?
(Willkommen in der poly-Welt!) - (Und haben ekstatische Höhepunkte im religiösen Bereich nicht auch Gemeinsamkeiten mit anderen körperlich erlebten Höhepunkten?)
- …
Es gibt viele Formen von Verbindung zu/mit/in Gott. Eine davon ist die mystische. Und auch diese Ebene finden wir in der Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium.
Immer wenn du denkst, dass du Gott begriffen hast, dann ist es nicht Gott.
(Augustin)
In Jesus Christus ist Gott Mensch geworden.
In Jesus Christus ist die Trennung von Gott und Mensch aufgehoben.
Wenn im Glauben auch noch dazukommt, dass Gott allgegenwärtig ist und dass Jesus Christus auferstanden ist:
Wo willst du dann heute trennen zwischen deiner Gegenwart und der Gegenwart Gottes?
Wo willst du trennen zwischen der Gegenwart anderer Menschen und der Gegenwart Gottes?
Wo willst du trennen zwischen der Gegenwart und Gott?
Als die Gegenwart Gottes in die Gegenwart der Hirt:innen hineinbrach, reichten Worte nicht mehr aus.
Als sie davon erzählten, machte sich Verwunderung breit.
(Lk 2,8-18)
Diese Verwobenheit von Gegenwart und Unaussprechlichen (Wittgenstein) hat in religiösen Traditionen viel Raum gefunden.
Für manche ist Stille viel wichtiger als viele Worte.
Wie lässt sich vom Unaussprechlichen sprechen?
Wie lässt sich das nicht Fassbare fassen?
Wie lässt sich die Unfassbare erfassen?
In der Mystik wird aus Begegnungen mit Gott als Gegenüber ein Miteinander oder gar Ineinander. Verbindung ist Vereinigung.
Wie geht es dir mit „Intimität“ mit Gott?
Mit inniger Verbundenheit (Vereinigung?) mit G*tt – und/oder mit anderen?
Mit Einssein mit dir selbst?
Mit Miteinander im sozialen Bereich, als Teil (!) einer Gesellschaft?
(Fängt Trennendes – nicht nur auf körperlicher Ebene – schon an bei fehlender Barrierefreiheit?!…)
- Wenn Trennendes für dich ein Ende hat: Was genau hat dann ein Ende?
- Wenn du Verbindung (vielleicht sogar Vereinigung) spürst, was spürst du dann? (Intellekt, Emotion, Körper, …?)
Welche Form ersehnst und erlebst du als verbindend und vereinigend (mit G*tt, mit anderen, mit dir selbst) ? - Welche Grenzen sind für dich gut und wichtig (G*tt gegenüber, anderen gegenüber, dir selbst gegenüber)?
*) Begriffe:
https://100mensch.de/lexikon/
https://queer-lexikon.net/category/queer-lexikon/glossar/