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(Un-)kalkulierendes Handeln (Reflexion, Beichte und Gegenbeichte)

Andacht, 12. März 2023
Daniel Großer

Lukas 8,4-8 (Das Gleichnis vom Sämann)

Reflektion

Mich beschleichen zwei Gefühle.
Erstens: Ich wäre ein besserer Sämann.
Zweitens: Ich wäre ein schlechter Sämann.
Und zwar aus demselben Grund.

Bevor ich losginge, würde ich innehalten.
Was habe ich überhaupt, was ich aussäen könnte?
Wo kommt es her, und über wieviel davon verfüge ich?
Was will ich für mich behalten, und was streue ich aus?
Schau mal kurz hinein in deinen Speicher. Was findest du da drin?

[Stille]

Würde ich rausgehen und alles mitnehmen, was ich kann? Einfach, weil das Feld doch vor mir liegt und die Arbeit zu tun ist? Oder schaue ich erst skeptisch in den Himmel, ob es schlechtes Wetter gibt und regnet? Ich kann viel besser Haushalten, als Austeilen. Und überhaupt, warum muss der verfluchte Acker so groß sein? Und ich, ein kleiner Sämann, wie soll ich da je alleine durch kommen? Wäre es nicht viel sinnvoller, mich nur um mein kleines Gemüsebeet zu kümmern, das ich gut überschauen kann?
Schau mal kurz hinaus auf deinen Acker. Wo fängt er an und wo hört er auf?

[Stille]

Ich würde gar nicht bis zum Rand des Weges gehen, wo der Acker aufhört. Da, wo der Boden dörr und trocken ist, machte ich einen Bogen und auch um das Gestrüpp und alles Unkraut. Das lohnt doch meine Mühe nicht. Soll erstmal einer mit dem Pflug kommen, soll erst das Unkraut eingehen, soll erst einer die Furche am Wegrand neu ziehen. Ich säe da aus, wo es mir auch was bringt.
Schau mal kurz zurück auf die Fläche, wo du die Saat gestreut hast. Wo bist du gewesen, und was hast du ausgespart? Und das, worauf du deine Hoffnung gesetzt hast, ist es aufgegangen?

[Stille]

Meine Freude über die hundertfache Frucht auf gutem Grund wäre getrübt, wenn ich wüsste, wie viel verunglückt, eingegangen, vertrocknet und verloren gegangen ist. Schon beim Ernten wäre ich wieder bei der nächsten Aussaat. Was kann ich noch besser machen? Wo finde ich einen noch besseren Acker?
Schau mal kurz hinaus auf deine Ernte. Ist sie dir hundertfach genug?

[Stille]

Beichtgebet

Gott, inmitten meiner Rituale aus Selbstfürsorge und Vorsicht nagt an mir die Sehnsucht, dass du mir die Hände füllst, damit ich einfach losgehen kann. Und dass ich meinen Respekt, mein Anpacken, meine Gegenwart geben kann, ohne sie abzählen zu müssen. Wo ich mich versteckt habe, wo ich es mir in meiner Gewohnheit bequem gemacht habe, wo ich mich nicht aufgemacht habe, verzeih mir. Wo ich meine Fähigkeiten und Möglichkeiten brach liegen ließ, lass mich klüger werden.
Hab Gnade mit mir, der du auch auf harte Wege säst.

Gott, ich finde den Acker oft nicht, und will ihn manchmal auch nicht finden. Ich wurde enttäuscht davon, wie Menschen mit mir umgegangen sind, und ich habe gelernt, mich zurückzuziehen. In meinen Beziehungen zu denen, die ich liebe, bin ich Liebe schuldig geblieben. Oft habe ich mich nicht getraut, Wahrheiten auszusprechen. In den Gemeinschaften, in die du mich begleitet hast, bin ich teilhabende Gegenwart schuldig geblieben. Oft habe ich nur einen Fuß über die Schwelle gesetzt. In meinen Verantwortlichkeiten bin ich die Antworten schuldig geblieben. Ich habe den Wert meiner Begegnungen übersehen.
Hab Gnade mit mir, der du Felsen überwindest, um zu säen.

Gott, ich habe zu früh geurteilt, wo mein Säen wichtig oder nichtig ist. Ich habe mich auf Menschen konzentriert, von denen ich viel erwartet habe, und andere links liegen lassen. Ich habe mich blenden lassen von schönen Böden. Anstatt in den Grund hinein zu fühlen, habe ich mich an manchen Stellen verschleudert und verschenkt, statt gerecht zu sein mit mir und anderen. Ich gestehe dir, dass ich Weg und Dornen und Felsen und Erde in Wahrheit gar nicht erkannt habe, und dass mir die Weisheit des Herzens gefehlt hat, in weitem Bogen zu geben und zu teilen.
Hab Gnade mit mir, der du selbst unter die Dornen geraten bist.

Gott, ich habe meine Freude vermissen lassen, und ich habe die Frucht des Ackers nicht erkannt. Ich habe gering geschätzt, was du in mir hast aufgehen lassen, ich habe mich selbst abgewertet und andere klein gemacht. Manchmal war ich undankbar und gefangen in meinen Ansprüchen. Ich habe Regeln und Traditionen mehr respektiert, als meine Freiheit und die Freiheit anderer. Ich bin schuldig geblieben: das Innehalten, das Ausruhen, die Dankbarkeit. Meine Ohren waren taub für das Lied, das du in deiner Schöpfung singst.
Hab Gnade mit mir, der du mich wieder rufst.

Gegenbeichte

Nimm dir einen Stein aus der Schale auf dem Altar.
Schau ihn dir an.
Befühle ihn.
Nimm ihn in deine Hand und lasse ihn dort ruhen.
Er darf seinen Platz haben.
Nicht alle Felsen auf dem Acker müssen immer erst weggeräumt werden.

 

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