Ines-Paul Baumann, Pastor der MCC Köln, steht Rede und Antwort:
Na das, was JEDER Mensch in JEDER Kirche „soll“: meistens also Gott anbeten, Gott und anderen dienen, im Glauben wachsen, die Gemeinde zum Mittelpunkt des eigenen Glaubens machen, … Wobei ich da schon hinterfragen würde, ob es DAS ist, was wir in Kirchen „sollen“ :)
Aber meistens ist die Frage ja SO gemeint: „Warum sollte ich als heterosexueller cis Mensch irgendwas davon ausgerechnet bei der MCC tun?“ Hier ein paar Gedanken dazu:
Ich habe mich zuerst gefragt, ob sich diese Frage auch andersherum stellt: „Warum sollte ein NICHT HETEREOSEXUELL LEBENDER Mensch ausgerechnet in eine HETEROSEXUELL GEPRÄGTE Kirche gehen?“ Irgendwie ist sofort klar, dass diese Frage keinen Sinn hat – oder zumindest keinen Sinn haben sollte. Es sollte ja gerade NICHT darauf ankommen, ob ein Mensch nun heterosexuell lebt oder nicht. Kirche ist ja gerade eine Gemeinschaft von Menschen, die sich nicht aufgrund ihrer Gemeinsamkeiten und ähnlichen Interessen zusammentun, sondern weil sie – mit all ihren Unterschiedlichkeiten – zusammen den Leib Christi bilden. Zu dieser Gemeinschaft vereint uns unser neues Leben in Christus, in dem alle sonst so trennenden sozialen Gräben (aufgrund von Geschlecht, gesellschaftlichem Status und Herkunft/Kultur) aufgehoben sind (Gal 3,28). Wenn sich trotzdem noch die Frage stellt, warum sich ein heterosexuell lebender Mensch ausgerechnet der MCC anschließen sollte, scheint die Lebensführung aber eben doch noch eine Rolle zu spielen. (Wäre es nicht so, hätte es ja auch nicht ausgerechnet den Anlass zur Gründung der MCC gegeben, dass Schwule und Lesben eben aufgrund ihres Lebensstils nicht als Teil der Kirche anerkannt wurden/werden. Und wir würden es ebenfalls gar nicht erwähnen.) Versteht mich nicht falsch: Es ist völlig verständlich, dass Menschen (ob hetero oder homo oder bi oder wechselnd oder was-auch-immer) auch in Kirchen gerne unter ihresgleichen sind. Mensch kennt sich, mensch lebt unter ähnlichen Voraussetzungen, mensch kann sich austauschen, mensch ist sich nicht fremd… all dies trägt dazu bei, dass mensch sich wohlfühlt untereinander. Und auch eine gemeinsame Tradition schweißt eine Kirche zusammen. MCC wird hier an zwei Punkten interessant:
– Erstens machen wir als MCC Köln transparent, wo ein Teil unseres gesellschaftlichen Schwerpunkts liegt. (Wohlgemerkt: ein Teil eines Schwerpunkts, nicht ein Ausschlusskriterium!) Was die MCC Köln hierbei von anderen Kirchen unterscheidet, ist NICHT, dass es einen solchen Schwerpunkt gibt. Irgendeinen Kern gibt es immer! Früher war es vielerorts der gemeinsame Wohnort; heutzutage sind es oft andere Schwerpunkte: gemeinsame Projekte, Ideale, Lebensumstände, … Ich war in manch einer Gemeinde, die sich zum Beispiel so hätte nennen können: „Kirche (nicht nur) für weiße Familien aus dem Mittelstand“. Oder „Kirche (nicht nur) für Leute, die Kirchenbands mögen, die nach Popmusik klingen“. Oder: „Kirche (nicht nur) für missionsorientiertes Engagement in der Nachbarschaft“. Immer war recht schnell zu spüren, ob ich Teil der Gruppe sein würde aufgrund von Gemeinsamkeiten – oder „bloß“ aufgrund unseres gemeinsamen Glaubens. Ob mir die (fehlenden oder vorhandenen) Gemeinsamkeiten wichtig waren, war allein MEINE Entscheidung! Nie hätte ich die Gruppe gefragt, warum sie sonst (nicht) aus Leuten wie mir besteht. Nochmal: Es ist völlig legitim, wenn jemand in Kirche vorrangig unter Ihres-/Seinesgleichen sein will. Aber die Antwort auf diese Frage kann sich jede_r nur selbst geben. Wie viel an Gemeinsamkeiten mit anderen suchst und erwartest du selbst in Kirche?
– Zweitens wird MCC hier interessant, weil sich unter diesem einen (im Namen ausgesprochenen) Schwerpunkt eine (im Namen nicht aussprechbare) enorme Vielfalt zusammenfindet. Was haben Menschen, die (überwiegend) NICHT heterosexuell leben, denn alle gemeinsam? Genau so viel wie Menschen, die (überwiegend) heterosexuell leben: Fast nichts! Weder Bildungsgrad noch Alter noch Einkommen noch Musikgeschmack. Und in der MCC haben wir nicht mal eine allen gemeinsame Glaubenstradition, die uns zusammenbinden würde. Bezüglich der Bedeutung von Gemeinsamkeiten stellt sich die Frage: „Was soll ich in der MCC?“ also auch gar nicht nur aus heterosexueller Sicht.
Welche_r eine Kirche sucht, in der er_sie mit allen anderen alles gemeinsam hat und mit allen anderen in allem immer einer Meinung ist, wird sich in der MCC tatsächlich nur schwerlich wohlfühlen. Wer es aber anregend und bereichernd findet, sich mit anderen auszutauschen, gemeinsame Wege zu suchen, Vielfalt auszuhalten und mit zu gestalten: Herzlich willkommen in der MCC Köln!
- „’Queere Kirche Köln?‘ Das sind doch die mit den ‚Queer as hell‘-Parties und so!?!“
- „Wieso feiert ihr eure Gottesdienste nicht in einer normalen Kirche?“
- „Geht es bei euch immer um eure Sexualität?“
- „Warum spaltet ihr euch als eigene Kirche ab? Ist es nicht viel wichtiger, in den bereits bestehenden Kirchen präsent zu sein und an Veränderungen mitzuarbeiten?“
- „Was soll ich als heterosexueller Cis-Mensch bei der MCC?“
- „Was unterscheidet die MCC von anderen Kirchen?“
- „Ich habe gehört, die MCC Köln hätte eine anstrengende Sozialkultur. Stimmt das?“
- „Ist die MCC Köln was für mich?“