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Die Bibel kennt höhere Maßstäbe als Gottes Wort.

Impuls MCC Köln, Ines-Paul Baumann
11. Februar 2024

Amos 5,21-24

Nicht jeder Vers in der Bibel gilt immer. Nicht jeder Satz in der Bibel richtet sich an alle. Um den heutigen Predigttext herum ist klar formuliert, wer an dieser Stelle gemeint ist:

„Sie hassen den, der im Tor zur Gerechtigkeit mahnt, / und wer Wahres redet, den verabscheuen sie. (…) Ihr bringt den Unschuldigen in Not, / ihr lasst euch bestechen / und weist den Armen ab im Tor.“
Amos 5,10.12; Einheitsübersetzung

Ebenso klar ist formuliert, dass Gott dieses Handeln nicht gutheißt (Amos 5,18+19).

Amos lässt G*tt an dieser Stelle weniger AN ALLE sprechen, sondern lässt G*tt FÜR ALLE eintreten.

Vielleicht geht es dir ähnlich: Bist du in Sorge wegen Ungerechtigkeiten, Fremdenfeindlichkeit, Hetze, Lügen, Frauenhass, Homo- oder Transfeindlichkeit oder um soziale Gerechtigkeit? Dann lässt Amos Gottes Stimme auch für (!) dich erklingen (nicht AN dich):

„Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie / und kann eure Feiern nicht riechen.
Wenn ihr mir Brandopfer darbringt, / ich habe kein Gefallen an euren Gaben / und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen.
Weg mit dem Lärm deiner Lieder! / Dein Harfenspiel will ich nicht hören,
sondern das Recht ströme wie Wasser, / die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“
Amos 5,21-24; Einheitsübersetzung

Gottes Meinung zu Festen ist bei Amos ganz anders als an vorherigen Stellen in der Bibel dargestellt. Früher hatte Gott mal genau diese Feste angeordnet, die Gott hier verabscheut.

Offenbar richtet sich G*tt nach einem höheren Maßstab als Gottes Wort.

Von Amos her sind diese Maßstäbe: Recht und Gerechtigkeit.

Gott stellt Gerechtigkeit über Opfer.

Jesus wird als höchsten Maßstab die Liebe zu sich selbst, zu anderen, zu G*tt und zu den Feinden zur Geltung bringen; Paulus (ausgerechnet Paulus, der Gerechtigkeitsfanatiker!) wird ihm darin folgen (siehe 1. Kor. 13).

Das Liebesgebot mit seinem Verweis auf innere Maßstäbe und der Ruf nach Gerechtigkeit mit seinem Verweis auf äußere Maßstäbe ergänzen sich. Ohne einander verlieren sie sich. Gerechtigkeit ohne Liebe endet in totalitären Systemen. Liebe ohne Gerechtigkeit endet in Vertröstung und Harmlosigkeit.

Wenn nicht beide – also die Liebesgebote (individuelle Bezüge) als auch die Gerechtigkeit (soziale Bezüge) – erfüllt sind, dann geht sogar G*TT selbst in der Welt zugrunde; das zieht sich von Amos bis zu den Evangelien (z.B. Markus 8): Opfer sind eben KEIN Ersatz für Liebe oder Gerechtigkeit.

Aber selbst wenn G*tt IN einer Welt ohne Liebe und Gerechtigkeit lieber zugrunde geht, als sich darin einzufinden:
G*ttes Verheißung und Gottes Anspruch AN die Welt bleiben lebendig. Alle Versuche, im Namen von Traditionen oder von Jesu Tod den Kompass der Liebe und der Gerechtigkeit an den Nagel zu hängen, zerschellen an dem G*tt, der sich selbst eben nicht festnageln lässt auf das Wort Gottes.

 

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