Predigt MCC Köln, 3. Dez. 2017
Manfred Koschnick
Markus 13,30-33 „Mahnung zur Wachsamkeit“
Liebe Zeitgenossen,
wenn ein buddhistischer Mönch oder eine buddhistische Nonne bei der Meditation im Lotussitz einschläft, ist da jemand, der oder die darüber wacht, zu ihm oder ihr geht und mit einem Stockschlag weckt. Christen der MCC haben leider nicht solche konkreten spürbaren Hilfen, wachsam zu bleiben, aber andere Formen der Erweckung, und auch wir brauchen sie! Möge diese Predigt mit Gottes Hilfe die geistlich Schlafenden wecken.
Jesus sagte:
Ich versichere euch: Diese Generation wird das alles noch erleben. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte vergehen nicht; sie bleiben gültig für immer und ewig. Doch den Tag oder die Stunde, wann das Ende da ist, kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel – nicht einmal der Sohn. Nur der Vater kennt sie. Seht zu, dass ihr wach bleibt! Denn ihr wisst nicht, wann der Zeitpunkt da ist.
Markus 13,30-33
„Ich versichere euch: Diese Generation wird das alles noch erleben“. Was ist mit dem Wort „alles“ gemeint?
Alles damit ist gemeint, was in den biblischen Versen zuvor beschrieben wurde: dass Kriege und Hungersnöte ausbrechen, und dies als Zeichen dafür, dass die materielle Welt ein universales Ende nehmen wird. Es sind Zitate alter Endzeittheologien.
Den Weltuntergang haben schon Propheten des Alten Testaments so bildhaft beschrieben …und dann auch so hoffnungsvoll:
„Da kam mit den Wolken des Himmels einer wie ein Menschensohn. Er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn geführt. Ihm wurden Herrschaft, Würde und Königtum gegeben. Alle Völker, Nationen und Sprachen müssen ihm dienen. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft. Sein Reich geht niemals unter.“
(zitiert aus Daniel Kapitel 7, Verse 13 und die folgenden)
Das klingt ähnlich wie in der archaisch anmutenden Offenbarung des Johannes, wenn das Lamm vor Gott und seine 7 Geister tritt und dort das Buch mit den 7 Siegeln öffnet…
Die Apokalypse ist also Auskunft über alte, teils veraltete Vorstellungen und Überzeugungen, wie z.B., dass die Sterne von einem Himmelszelt herab auf die Erde fallen. Dass sowohl Jesus wie hunderte vor und nach ihm sich geirrt haben (auch Luther glaubte an das kurz bevor stehende Ende der Welt) zeigt nur: „Irren ist menschlich“.
Die zukünftige Apokalypse ist immer Auskunft über die Probleme und Ängste in ihrer prophetischen Entstehungszeit. Die Apokalypse hat jetzt fest im Blick, was sich dereinst als Antwort auf die Frage nach der Macht des Bösen und dem Endsieg des Guten erhoffen lässt – ausgeschmückt in Bildern der alten Tradition.
Johannes, der Seher, z.B. erlebte die militante Christenverfolgung. Für ihn war der römische Kaiser ein bzw. der Antichrist. Zur Zeit des Evangelisten Markus geschah die endgültige Zerstörung des jüdischen Tempels. Die Juden, aber auch die Christen fragten: “Ist dies nun das Ende?“
Jesus im Markusevangelium antwortet „Nein!“ Dies ist noch nicht das Ende, sondern die Beschreibung und Ankündigung der einen Wahrheit, dass die materielle Welt endlich ist und das Ende nicht mehr weit. Wie die Blüten des Feigenbaums den Sommer ankündigen, deuten die Katastrophen der Welt an, dass irgendwann das Ende der Welt, des Universums kommen wird, aber die genaue Stunde kann keiner vorhersagen.
Was ewig bleibt, ist die zweite Wahrheit, die Offenbarung Gottes in der barmherzigen Liebe, denn sie, die Jesus verkündigt hat, ist
- das Größte (Paulus). Sie ist gratis und bedeutender als die Vollendung der Gerechtigkeit (wie in der Verkündigung vom Täufer Johannes)…, und
- …gerade als unzerstörbare Qualität offenbar nicht nur so ganz nur von dieser Welt.
Viele sehen in den Versen eine Zeithorizontale mit der Zukunft am Horizont. Ich hingegen sehe da auch eine Vertikale zu Gott hin. Statt einer horizontalen Nähe-Distanz-Zeitschiene erschließt sich mir in den Versen Jesu aus dem Markusevangelium eher auch eine zusätzliche Nähe-Distanz-Beziehung.
Der spannende Punkt ist dann der, an dem sich Horizontale und Vertikale treffen.
Dies Zusammentreffen kann nun nicht in der Vergangenheit geschehen, denn die ist vorbei (wir sagen: „vergangen“).
Die Zukunft hat noch nicht begonnen. Daher ist das zukünftige Zusammentreffen durch den Menschen momentan nicht machbar.
Es geht um die Frage: „Wenn alles um mich und in mir zusammenbricht, bist Du, Gott, dann noch nahe? Oder ist das Ende von Raum und Zeit auch zwangsläufig das Ende des Glaubens, des Trostes, der Gnade und der Verheißung ewigen Lebens?“
Jesus spricht: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte vergehen nicht; sie bleiben gültig für immer und ewig.“ Gemeint sind mit den Worten nicht die Buchstaben (auch sie werden vergehen), sondern die Wahrheit hinter den ausgesprochenen Gedanken – man könnte auch sagen: der wahre Heilige Geist, der übrigens auch nicht den genauen historischen Zeitpunkt weiß, wann dies alles geschehen wird. Und das alles soll allen Zeitgenossen dieser Generation klar werden. Darum sollen wir wachsam sein und Jesus Christus nicht vergessen, sondern achtsam die persönliche Beziehung zu ihm pflegen.
Nicht die Zellen unseres Körpers werden den Weltuntergang überleben. Unsere Person wird das überleben. Die Person Gott allein weiß, wann das für Dich einmal sehr wichtig sein wird. Aber auch, wenn selbst Gott den Zeitpunkt nicht wüsste, gälten der Sinn und die Vernunft, alles jederzeit für möglich zu halten, so auch Ende und Neubeginn.
Wir wissen nun, dass es allzeit wichtig ist, unsere Beziehung zu dem zu pflegen, was überdauern wird, was wir derzeit Vater Sohn und Heiliger Geist nennen und in ferner Zukunft vielleicht Mutter, Sohn und Heilige Geistin oder Allah. Fürchtet Euch nicht. Das sind nur Namen. Sie vergehen.
Es geht um den vorerst unbekannten Sinn hinter den Bildern und Worten.
Lebe jetzt!
Lebe daher den jeweils heutigen Tag so dankbar und intensiv, wie wenn es Dein letzter wäre.
Achte den Tod.
Achte das Leben.
Genieße die Lust.
Bedanke Dich bei allen.
Koste die Langeweile aus.
Übernimm Verantwortung für Dich und andere.
Verbeuge Dich respektvoll vor der Depression.
Lache Dich in Ekstase.
Beschimpfe Gott oder liebe ihn,
– denn vielleicht könntest Du das nie wieder tun, wenn das Ende da ist.
Ich versichere euch: Diese Generation wird das alles noch erleben. Himmel und Erde werden vergehen, aber Jesu Worte vergehen nicht; sie bleiben gültig für immer und ewig. « Doch den Tag oder die Stunde, wann das Ende da ist, kennt niemand, auch nicht der Heilige Geist oder die Engel im Himmel – nicht einmal der Sohn. Nur der Vater kennt sie. Seht zu, dass ihr wach bleibt! Denn ihr wisst nicht, wann der Zeitpunkt da ist, dass das Ende und der Funke der Ewigkeit leuchten und so oder anders alles in Brand setzt und neu macht.
Möge diese Predigt die geistlich Schlafenden wecken.
Amen