Predigt MCC Köln, 8. Dezember 2019
Andreas Schnier
Evangelium nach Matthäus, Kapitel 10, Vers 7 bis 15 („Aussendung der Zwölf“)
Der heutige Bibeltext dreht sich in meinen Augen vor allem um zwei Gruppen von Menschen. Die Jünger, herausgefordert, das Wort Gottes zu verkünden, Haus und Herzen der Menschen zu öffnen. Die Menschen, herausgefordert von der sogenannten „frohen“ Botschaft. … Menschen auf dem Weg.
Dieser Weg wird kein leichter sein. Dieser Weg wird steinig und schwer.
Nicht mit vielen wirst du dir einig sein. Doch dieses Leben bietet so viel mehr.Xavier Naidoo – „Dieser Weg“
Jesus sendet seine Jünger aus. Sie sollen seine Botschaft zu den Menschen bringen – sie unters Volk bringen – mit Wort und Tat.
Was sie tun, sollen sie uneigennützig tun.
Sie sollen keine große Show abziehen, sie sollen sich gürten mit Demut und Bescheidenheit. An ihren Taten soll man sie erkennen, nicht einen auf dicke Hose machen.
Sie sollen sich lieber vor Ort Menschen suchen, die sie unterstützen, Bündnispartner auf Zeit. Menschen, die sie in ihr Haus aufnehmen. Jesus macht seinen Jüngern Mut: Sorgt Euch nicht um Euer täglich Brot. Das findet sich.
Die Schrift spricht vom Wert oder auch der Würde eines Hauses. Nur „wer es wert ist“, bei dem sollen die Jünger um Aufnahme ersuchen. Hier kehrt durch den Segen, den die Jünger aussprechen, der Friede Gottes ein.
Erweist es sich aber als „nicht wert“, kehrt der Friede wieder zu den Jüngern zurück. Was heißt das? Erlischt der Segen, den ich ausspreche. Entziehe ich den Segen wieder, wenn der Segen nicht ausreichend fruchtet (Gleichnis vom Sämann, letzte Predigt!).
Dieser Weg wird kein leichter sein. Dieser Weg wird steinig und schwer.
Nicht mit vielen wirst du dir einig sein. Doch dieses Leben bietet so viel mehr.Xavier Naidoo – „Dieser Weg“
Welches Haus ist es wert? – Die Passage erinnert an die Begegnung Jesu mit dem römischen Hauptmann von Karfanaum.
Während h i e r die Jünger erst den Wert eines Hauses schätzen sollen, bevor der Frieden einkehren darf, verhält es sich d o r t anders. Da gibt es einen römischen Hauptmann, der Jesu bekennt: „Herr, ich bin nicht würdig, daß Du eingehst unter mein Dach. Aber sprich nur ein Wort, so wird mein Diener gesund.“
Wann ist ein Mensch, ein Haus, eine Stadt es denn wert? Und was, wenn sich ein Mensch, ein Haus, eine Stadt als nicht wert erweisen?
Mich befremdet, was Jesus für jene übrig hat:
„Und wenn man euch nicht aufnimmt und eure Worte nicht hören will, geht weg aus jenem Haus oder aus jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen! … Amen, ich sage euch: Dem Gebiet von Sodom und Gomorra wird es am Tag des Gerichts erträglicher ergehen als dieser Stadt.“
Wenn meine Botschaft nicht ankommt, mein Segen nicht einkehrt, meine Worte nicht fruchten, dann gebe ich auf und mach mich aus dem Staub, dann droht der Stadt am Ende ein hartes Urteil?
Mich als Euer Prediger, der die frohe Botschaft mit Euch hören, teilen und auslegen will, trifft diese Aussage in Mark und Bein. Ich will die Aussage so nicht stehen lassen. Ich gehe mit Jesus und Gott ins Gericht, würde – wenn das Gericht es zuließe – gerne als Anwalt der gebrandmarkten Stadt zur Seite springen.
Dieser Weg wird kein leichter sein. Dieser Weg wird steinig und schwer.
Nicht mit vielen wirst du dir einig sein. Doch dieses Leben bietet so viel mehr.Xavier Naidoo – „Dieser Weg“
Ich nehme mir aber heraus, die Passage anders zu lesen.
Drei Gedanken:
- Für mich kann das drohende „Amen, ich sage Euch“ Jesu Ansporn sein. Ich setze alles daran, Menschen für die frohe Botschaft sensibel zu machen, sie zu erreichen, sie zu öffnen. Es kommt wirklich auf mich an.
- Für mich zeigt die Ankündigung Jesu, wie ernst es ihm mit mir ist. Er setzt sein volles Vertrauen in mich. Wen ich nicht erreiche, dem ist nach irdischen Maßstäben nicht mehr zu helfen. – Gott, was für eine Verantwortung!
- Gott übt eher Nachsicht für Sodom, aber nicht so sehr für die Stadt, die Jesu ausgesendete Jünger nicht aufnimmt. Am Ende liegt alles in Gottes Hand. Das schließt aber Vergebung nicht aus. Am Ende sind wir alle Gottes Gnade anheimgestellt.
Weihnachten steht vor der Tür!
Auch vor unserer?
Öffnen wir Tür und Herzen?
-Amen-
Überleitung zum Sterngesang
An einer anderen Stelle berichtet Matthäus von Menschen, die nicht erst öffnen, wenn Weihnachten vor der Tür steht und um Aufnahme bittet. Nein, sie verlassen gar ihr Haus, machen sich selbst auf den Weg, der Verheißung von Weihnachten zu folgen.
Sie folgen einer Verheißung und einem Stern …
Lied: Stern über Betlehem
Fürbitten
Lass Weihnachten nicht spurlos an mir vorüber gehen.
Alle: Zeig uns den Weg.
Öffne Tür und Herz für Deinen Frieden.
Alle: Zeig uns den Weg.
Sollte ich straucheln, sei mir gnädig.
Alle: Zeig uns den Weg.