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Wirkung, Halt und Haltungen

Predigt MCC Köln, 8. Jan. 2017
Manfred Koschnick

2. Mose 3,1-14: Der brennende Dornbusch

„Ich bin, der ich bin. Ich werde sein, der ich sein werde.“ Ein seltsamer Satz. „Ich bin, der ich einmal sein werde“ hieße entweder, dass Gott noch nicht existiert, sondern erst sein wird, oder dass er sich nicht ändern kann. Beides kann nicht gemeint sein.

  • „Sein“ ist nicht als das nackte „Dass“ der Existenz zu verstehen.
  • Sein nicht als Dualismus von Körper und Geist
  • Sein vielmehr als eine Eigenschaft (Häuptling Schlauer Fuchs)
  • Sein als das Tun (Der mit dem Wolf tanzt) / *Erich Fromm „Haben oder Sein“
  • ALSO: Ich bin der, als der ich mich Euch als wirksam erweisen werde.

Auf die Wirkung kommt es an!

Mose kann Gott im Moment der Offenbarung nicht anschauen, er schlägt die Augen nieder, aber er weiß dass er da war und was er ihm auftrug. Ähnlich geht es Buddhisten mit der Erleuchtung. Für Sekunden ist sie da und hinterlässt einen veränderten Menschen, dessen Alltag sich jedoch nicht geändert hat.

Nicht Pokémon-Taschenmonster und Illusionen, sondern wirksame Fakten und Tatsachen beschreiben Gott.
„Sagt Johannes (dem Täufer): Die Blinden sehen und die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein, die Tauben hören, die Toten stehen auf und den Armen wird das Evangelium gepredigt. – und selig, der sich nicht über mich ärgert bzw. Anstoß nimmt an mir!“
Natürlich ist dies ein Erkennungscode unter den theologischen Spezialisten Jesus und Johannes, ein Verweis auf Jesaja 42, Vers 18 und andere Textstellen im AT.

Aber selbst

  • wenn Jesus das nie gesagt hätte…
  • wenn es eine theologische Konstruktion der Evangelisten ist, um zu verkünden, dass sich in Jesus eine alte Verheißung erfüllt…
  • wenn sich das Sehen und Hören allein auf das Wort Gottes bezieht…
  • wenn all das nur symbolisch auf die weltgebundene Existenz des Menschen vor Gott verweist…

… scheint doch durch die konstruierten Evangelien in dem sperrigen Antihelden Jesus von Nazareth eine historische Wahrheit hindurch (philosophisch vorsichtiger formuliert: eine Historizität Jesu), die Menschen der Antike begeisterte, zu keinem anderen Mytos der damaligen Göttersöhne passte und zu der Selbstbeschreibung Gottes führt: ICH BIN DER, DER SICH ALS „WIRKUNGSVOLL“ ERWEISEN WIRD.

  • Dann wäre Gott also kein Pokémon!
  • Die Hoffnung wäre kein Pokémon
  • Die Liebe wäre kein Pokémon
  • Der Glaube wäre kein Pokémon

Für mich persönlich ist das, was Moses tut, der Boden, der mir persönlich auch in finsteren Zeiten meinem Glauben Halt geben kann. Finstere Zeiten wie das 3. Reich können durchaus wieder kommen, aber Glaube, Liebe, Hoffnung müssen damit nicht untergehen.

Was tut Moses?

  • Moses fragt! Wir dürfen fragen.
  • Moses antwortet mit einer Positionsbestimmung: „Hier bin ich“.
  • Moses nimmt eine Haltung ein, – das heißt: Moses zieht seine Schuhe aus, denn der Boden unter seinen Füßen ist heiliges Land.
  • Moses verdeckt seine Augen, denn er fürchtete, Gott anzuschauen.

Auch des Schneiders Weib hätte den Heinzelmännchenzu Köln nicht zuschauen dürfen. So wirken manche Dinge im Verborgenen nur, wenn Menschen nicht hinsehen. Das gilt für Böses…, aber eben auch für Gutes…
Was man sieht, ist die Wirkung, nicht die Ursache,
„…denn man sieht nur die im Lichte. Die im Dunkeln sieht man nicht“.
Wegschauen kann im einen Fall töricht sein … aber im andern Fall wie z.B. bei Lots Frau auf der Flucht aus Sodom überlebenswichtig.
Der brennende Dornbusch war die Wirkung – nicht die Ursache. Deshalb konnte Moses ihn gefahrlos ansehen.

Der biblische Text beschreibt eine innere und äußere Haltung des Moses.

Ich empfehle Euch mal zu Haus wie Moslems achtsam auf dem Fußboden zu knien und die Handflächen und Stirn direkt auf den Boden zu legen und in dieser Position zu beten. Ihr werdet merken, dass der geschwätzige Verstand für einen Moment still wird, bevor das Gebet beginnt. Das ist eine innere und äußere Haltung. Alle Taschenmonster / Pokémon verschwinden für kurze Zeit, und etwas schafft Raum dem Größeren, dem Eigentlichen, der Ursache von allem.

  • Vielleicht gibt es kein heiliges Land!
  • Vielleicht war der brennende Dornbusch eine Halluzination? (…verständlich, wenn man bedenkt , unter welcher beängstigenden Gefahr dieser Mörder eines Sklavenaufsehers lebte…)

Aber Moses tut etwas. Er entscheidet, sich auf die Erscheinung (Luther übersetzt „auf das Gesicht“) einzulassen und sich ihm zu nähern. Moses beschließt, sich fragend und antwortend mit nackten Füßen auf die göttliche Verheißung einzulassen, Hoffnung zu schöpfen und zu vertrauen.
DAS NENNE ICH „HALTUNG EINNEHMEN“!

Moses ergibt sich der heilenden und befreienden Kraft Gottes, nicht wissend, was kommt und wann es kommt und wie sich Gott darin als der Wirksame offenbaren wird.

In dieser inneren Haltung konnte Bonhoeffer angstfrei ohne Zittern seine Hinrichtung erwarten.
Mein eigener Vater konnte unter den Nazis Befehle verweigern und nach dem Krieg sich u.a. dem Konsumterror verweigern.
In dieser Haltung konnte Nelson Mandela viele Jahre Gefängnis aushalten, ohne psychisch krank oder zynisch zu werden.
In dieser Haltung konnte meine Mutter voll Zuversicht mit Sehnsucht und Freude ihren Tod erwarten.
In dieser inneren Haltung kann manch ein Christ nach diesem furchtbaren Jahr 2016 des Terrors, der Lügen und Taschenmonster in das neue Jahr 2017 gehen – jeden Tag aufs neue mit Gottes Hilfe – inschallah.

Das könnten auch wir als MCC tun. Egal was uns Nietzsche, Heidegger, Foucault oder die linken und rechten Extremisten und Konstruktivisten sagen oder antun. Wir können eine eigene Haltung einnehmen…, wissend, dass vieles bloß eine Konstruktion des Verstandes ist. „Wir ergeben uns, egal was kommt (z.B. gleich beim Abendmahl) vertrauensvoll der heilenden und befreienden Tat Gottes.“

AMEN

 

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