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„Gott nahe zu sein ist mein Glück.“ (Psalm 73,28) Meditation zur Jahreslosung.

Impuls MCC Köln, 5. Jan. 2014
Ines-Paul Baumann

Nähe – Dasein – Ausrichtung: Heute bieten wir in drei Ecken Impulse an, um über die Jahreslosung nachzusinnen oder nachzudenken oder nachzuspüren, ganz wie du magst.

Bevor wir beginnen: Nimm dir einen Zettel und stelle dir eine Nähe-Situation mit einem anderen Menschen vor, die du als angenehm und wohltuend empfindest. Welche Form von Nähe Einzelne als angenehm empfinden, kann sehr unterschiedlich und widersprüchlich sein (Essen, Tanzen, Sexualität, nebeneinander sitzen und lesen oder fernsehen, Therapiesitzung, Spazierengehen, …) – höre in DICH hinein. Du kannst die Situation real erlebt haben, sie kann aber auch in deiner Vorstellung lebendig sein. Schreibe ein Stichwort für diese Situation auf deinen Zettel und stecke den Zettel ein.

Als Impuls findet ihr nun jeweils einen Text und ein Bild. Insgesamt lassen wir uns 20 Minuten Zeit. Du kannst in alle drei Ecken gehen, oder nur in eine oder in zwei, oder in gar keine, ganz wie du magst. Teile dir die Zeit und den Raum so ein, wie es FÜR DICH heute passt.

Nähe

(Stell dir vor, der Mensch in deiner „Lieblings-Nähe-Situation“ ist Jesus:)
Wie begegnet dir Gott darin?
Was ist anders / fremd / offen – und was zeigt dir das über Gott?

„Gott nahe zu sein ist mein Glück.“ Nähe verbinden die meisten mit einem Gefühl.

In dieser Ecke kannst du der Nähe nachspüren. Ausgangspunkt ist die Situation auf deinem Zettel. Stell dir diese Situation wieder vor. Mit wem bist du da? Was macht die Nähe aus? Was genau ist wo angenehm und wohltuend? Tausche nun den Mitmenschen in der Situation aus durch Jesus. Wie begegnet dir Gott darin nun? Was ist anders / fremd / offen – und was zeigt dir das über deine Gefühle und Gott?

Dasein im Heiligtum

Ganz konkret örtlich und irdisch („Tempel“, Natur, Gemeinde, dein Leib, …):
Wo begegnest du Gott? Wo erlebst du bereits Offenbarung, Verheißung,Trost? Wo könntest du hingehen bzw. sein, um noch mehr herauszufinden über den Weg, die Wahrheit und das Leben? Wie kommst du dahin?
Wie sehen deine nächsten Schritte aus?

Für viele Menschen und in vielen Situationen stellt sich ein Gefühl der Nähe zu Gott aber gar nicht oder nur selten ein. Auch der Psalmist spricht von der Nähe Gottes nicht deswegen, weil das Leben ach-so-schön ist und er sich Gott deswegen ach-so-nahe fühlt. Er gehört eher zu denen, deren Beobachtungsgabe in Gemeinden eher nicht gewürdigt wird, wenn Christen immer nur positiv und freundlich gesonnen auf andere blicken dürfen:

Psalm 73,3-12

Viele Menschen, die mit so einem Blick auf die Welt ins Wochenende gehen, würden es nun nicht gerade für naheliegend halten, einen Gottesdienst aufzusuchen. Ich höre immer wieder, dass Menschen ihre Entscheidung, zum Gottesdienst zu gehen, genau damit begründen, dass sie sich Gott eh schon nahe fühlen: Sie fühlen sich Gott so nahe, DASS ihnen danach ist, in den Gottesdienst zu gehen. Der Mensch hier im Psalm erlebt das nicht so. Er fühlt sich der Welt fern, sieht all das Schlechte darin und ist eher fern von jeglicher Dankbarkeit oder Lebensfülle.

Diese Gefühlslage und diese Wahrnehmung halten den Psalmisten nun aber gerade NICHT davon ab, sich ins Heiligtum zu begeben. Vielleicht geht er einfach aus Gewohnheit, vielleicht ist er auf der Suche, vielleicht möchte er seine Klagen loszuwerden – so oder so, „entscheidend“ ist seine Entscheidung, ins Heiligtum zu gehen:

Psalm 73, 16+17a

Früher war das Heiligtum der Tempel (heute würden Menschen sich vielleicht in ein Kirchengebäude setzen oder andere sakrale Bauten aufsuchen – eine Synagoge, eine Moschee, einen hinduistischen Tempel, ….). Im Tempel der Juden gab es innerhalb des Heiligtums noch einen abgetrennten Bereich, der nur den Priestern zugänglich war, das Allerheiligste. Bei Jesu Tod zerriss dieser Vorhang im Tempel. Der Zugang zum Heiligen steht damit allen offen, das ist die Botschaft des Evangeliums.

Das Neue Testament bezeichnet als Tempel die Gemeinde – also nicht einen Ort oder ein Gebäude, sondern die Gemeinschaft.

Das Neue Testament sagt auch, dass unser Leib der Tempel Gottes ist. Dein Körper, du selbst, wie du hier sitzt, bist Ort der Gegenwart Gottes!
Viele Menschen verspüren auch die Schöpfung, die Natur, als Ort, an dem sie Gott nahe sein können.

Als Bild dazu findet ihr deswegen nichts Eindeutiges, sondern ein Bild, das meine 5-jährige Tochter Milla gestern „zufällig“ gemalt hat. Was ihr darin seht und welche Assoziationen ihr dazu habt in Bezug auf Heiligtümer, ist euch überlassen.

Was auch immer du in dieser Welt ganz irdisch und örtlich begreifst als Heiligtum, als Verortung der Gegenwart Gottes: Entscheidend ist wie beim Psalmisten die Entscheidung, diesen Ort aufzusuchen, an dem er Gott bewusst zu begegnen gedachte.
Welcher Ort ist das für dich? Wenn du die Nähe Gottes suchst – WO suchst du? In der Natur? In einem sakralen Gebäude? In der Gemeinde? In deinem Körper? Wo erlebst du Offenbarung, Verheißung,Trost? Wo könntest du hingehen bzw. sein, um noch mehr herauszufinden über den Weg, die Wahrheit und das Leben? Wie kommst du dahin? Wie sehen deine nächsten Schritte aus?

„Welt-Blick“

(nah / fern, aber immer „im Blick“:)
Wohin richtest du deine Wahrnehmung aus?
Was erscheint „groß“, was „klein“?
Wo/wie siehst du Gott darin?

In der Begegnung mit dem Heiligen erlebt der Psalmist einen Wechsel seiner Wahrnehmung:

Psalm 73,12+22

So „richtig“ seine Beobachtungen auch gewesen sein mögen, er selbst sieht sich darin nun als töricht, ohne Einsicht und verständnislos. Wo er vorher so ein glänzender Beobachter war, bezeichnet er sich selbst nun als verbitterten Menschen, der sich tief verletzt fühlte.

(Auch ein guter Teil der im Psalm geäußerten Rachegedanken könnte in dieser Verletztheit seinen Grund haben.)

Trotzdem hat schon ein Perspektivwechsel eingesetzt: Statt nur auf „die anderen“ zu schauen, schaut er nun auf Gott. Das verändert was. Das verändert alles. Mit wem vergleiche ich mich? Was betrachte ich als mein Glück? Welche Maßstäbe und Werte nehme ich wahr und nehme ich an?

Vielleicht erscheint Gottes Güte manchmal noch klein – aber da, wo die Wahrnehmung von Gottes Ansichten über die Dinge und über mich zunimmt, da werden andere Dinge und andere Stimmen kleiner oder geraten aus dem Blickfeld. Deswegen als drittes Angebot heute die Ecke, in der ihr dem nachspüren könnt, was ihr wahrnehmen wollt:

Das Bild dazu ist ein Still aus der Sesamstraße, in der Grobi erklärt, was „nah“ und „fern“ bedeutet. Er rennt so oft nach vorne („nah“) und nach hinten („fern“), bis er schließlich erschöpft zusammenbricht – aber egal ob er nah ist oder fern, er ist da und bestimmt das Bild. Auch Gott kann uns manchmal ganz nah erscheinen oder ganz fern und trotzdem unser Weltbild bestimmen :)

 

 

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