Stellungnahme des Ältestenrats der UFMCC
Jan./Feb. 2025
Als Reaktion auf die Amtseinführung des 47. Präsidenten in den USA hat der Ältestenrat des MCC-Weltbundes UFMCC eine Stellungnahme veröffentlicht. Auch in Deutschland haben in den letzten Tagen Kirchen Stellung bezogen gegen menschenfeindliche Äußerungen und Entscheidungen. Leider sind es trotzdem immer wieder auch „christliche“ Kreise und Haltungen, die rechtspopulistische Strömungen unterstützen. Auch wenn wir in der MCC nicht alle dasselbe glauben (und auch politisch unterschiedliche Schlüsse daraus ziehen): Dieses Statement des Ältestenrats macht unmissverständlich deutlich, für welche Werte die MCC steht – in Worten und in Taten.
Im Januar 2025 wurde [in den USA] zweier Persönlichkeiten gedacht: Gewürdigt wurden der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter und Reverend Dr. Martin Luther King, Jr.. Diese beiden Persönlichkeiten werden geehrt, nicht weil einer von ihnen „behauptete, Jesus zu sein“, geschweige denn „unser Erlöser“ – sondern weil ihr Leben und ihre Arbeit, samt ihrer menschlichen Schwächen, uns alle immer noch ermutigen, inspirieren und herausfordern – durch dienende Führung und ihr Engagement für Gerechtigkeit durch gewaltlose Präsenz, Widerstand und Protest … um der göttlichen Liebe näher zu kommen, die Jesus uns gelehrt hat. Es ist eine göttliche, empathische Liebe, die uns mit anderen verbindet, anstatt ausschließlich unseren eigenen Interessen und Ambitionen nachzugehen; ein moralischer Ansatz für Gerechtigkeit, der nicht auf Rache, sondern auf Gleichwertigkeit, Inklusion und Fürsorge für die gesamte Schöpfung beruht; der die Würde und den Respekt für alle, die Gott geschaffen hat, einschließt – in der Schönheit unserer Ähnlichkeiten, Unterschiede und Verschiedenheiten – unabhängig davon, wie sich eine Person selbst identifiziert oder ausdrückt oder wen mensch liebt.
In krassem Gegensatz dazu stehen die Worte, Taten und Absichten des ersten Tages der Trump-Regierung, die allem widersprechen, was Jesus über die göttliche Liebe gelehrt hat und was wir mit anderen Glaubenstraditionen gemeinsam haben. In den hebräischen Schriften lesen wir:
So spricht der HERR: Tretet hin an die Wege und schaut und fragt nach den Wegen der Vorzeit, welches der gute Weg sei, und wandelt darin, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele! Aber sie sprachen: Wir wollen’s nicht tun!
Jeremia 6,16 (Lutherbibel 2017)
So viele von uns – vor allem unsere transgender/nicht-binären/genderqueeren und eingewanderten Geschwister – warteten mit Sorge auf das, was passieren würde, sobald der 47. Präsident seinen Amtseid geleistet hatte. Einige sagten: „Warten wir doch erst mal ab und schauen; vielleicht wird es nicht so schlimm, wie wir befürchten.“ Nun… wir haben gewartet, wir haben geschaut, und wir haben gehört. Und dabei haben sich die Worte von Maya Angelou bewahrheitet: „Wenn dir jemand zeigt, wer er ist, glaube ihm beim ersten Mal.“
Als Reaktion auf all das, was wir gehört haben und was sich allmählich bewahrheitet, und unter dem Druck einer ganzen Palette von Emotionen müssen wir anerkennen, wie grob und real die lebensbedrohliche Angst für so viele in unseren Kirchen und Gemeinschaften ist. Einige fühlen sich wie betäubt und gelähmt. Andere sind wütend und bereit, aktiv zu werden. Bei allem, was wir empfinden, sollten wir uns zuallererst daran erinnern, dass wir nicht allein sind – so wie die göttliche Stimme den Propheten Elia, als er deprimiert war und sich auf dem Boden der Höhle einsam und verlassen fühlte, daran erinnerte, dass es noch Tausende von Gläubigen an anderen Orten gab (1. Könige 19,9-18). Wir sind nicht allein; wir arbeiten mit anderen zusammen, die ebenfalls an Gerechtigkeit glauben. Jesus erinnert uns an die „anderen Schafe“, die mit uns verbündet sind (Johannes 10,16). Vor allem aber sind wir mit dem göttlichen Geist der Wahrheit, der Ruach, verbunden, von ihr umgeben und von ihr gestärkt – einer Fürsprecherin, Begleiterin und Trösterin, die uns auf unserem Weg leitet und lehrt, sowohl an den Kreuzungen als auch in den Herausforderungen der vor uns liegenden Wege (Johannes 15-16).
Wenn wir darüber nachdenken, welche Maßnahmen wir als Einzelne und gemeinsam ergreifen wollen, mögen uns die Worte der Königinmutter an ihren Sohn König Lemuel nicht entgehen:
Öffne deinen Mund für die Stummen, für das Recht all derer, die sonst niemand haben[3].
Öffne deinen Mund und sprich gerechte Urteile, verschaffe den Armen und Schwachen ihr Recht!Sprüche 31,1.8-9 (NGÜ)
Mehr als je zuvor in unserem Leben wird jetzt und in Zukunft mehr von uns verlangt werden, mehr als wir uns je vorstellen konnten oder wollten. Liebe MCC-Familie und -Freund*innen, als Ältestenrat stehen wir euch in jeder erdenklichen Weise zur Seite, während wir uns gemeinsam auflehnen, um die Herausforderungen zu meistern, denen wir uns jetzt stellen.
Als Jesus mit seinen Jüngern an einem Tisch der Gnade, der Gemeinschaft und des Dankes teilte, lesen wir, dass „sie ein Lied sangen und hinausgingen“, um sich dem zu stellen, was vor ihnen lag. Vielleicht ist der Text eines Liedes, das Holly Near nach dem Tod von Harvey Milk geschrieben hat, als Hymne für uns geeignet – unser Aufruf zum Handeln in dieser Zeit:
Wir sind ein sanftes, zorniges Volk, und wir singen, singen für unser Leben.
Wir sind ein sanftes, zorniges Volk, und wir singen, singen um unser Leben.
Wir sind ein gerechtigkeitssuchendes Volk…
Wir sind jung und alt zugleich…
Wir sind ein Land mit vielen Farben…
Wir sind ALLE zusammen….
Wir sind ein sanftes, liebendes Volk…
Jemensch schrieb über dieses Lied: „Es verlangt, dass wir sicherstellen, dass alle wissen, wer wir sind und wie viele wir sind, wir, die sich nicht aus dem Weg schieben lassen, wir, die Angst haben und wütend sind und lieben und Widerstand leisten.“ Wenn wir hinausgehen – nicht allein, sondern gemeinsam –, dann singen auch wir für unser Leben und das Leben ALLER in unserer geliebten Gemeinschaft. Während wir singen, möge die Geistin uns leiten in den treuen Fußstapfen von Jesus, Rev. Dr. King Jr. und Präsidenten Jimmy Carter, damit auch wir das tun, was G*tt von uns verlangt: „Gerecht handeln, barmherzig sein und demütig vor Gott wandeln“ (Micha 6,8).
Es wird in der Tat Zeiten geben, in denen wir alle aufgerufen sein werden, unseren Glauben in die Tat umzusetzen, wenn auch zu verschiedenen Zeiten und auf unterschiedliche Weise. Bald laden wir euch ein, an zwei Orientierungs- und Schulungssitzungen mit dem Titel „Primer on Justice Through Non-Violent Resistance“ teilzunehmen. Diese Veranstaltungen finden statt am Montag, den 17. Februar 2025, von 19.00 bis 20.00 Uhr (Eastern Time / New York) und am Mittwoch, den 26. Februar 2025, von 9.00 bis 10.00 Uhr (Eastern Time / New York). Die Anmeldung ist kostenlos und steht allen Interessierten offen. Bitte haltet Ausschau nach weiteren Infos von unserem Ältestenrat und von MCC-Mitarbeitenden, wie ihr euch anmelden und weiter in Verbindung treten könnt, sowie nach anderen Möglichkeiten, sich zu beteiligen und aktiv zu werden.
In der Zwischenzeit möchten wir euch ermutigen, vor Ort mit lokalen Organisationen für soziale Gerechtigkeit zusammenzuarbeiten und denjenigen, die betroffen sind oder Angst haben, mit Liebe und Sorgfalt die Hand zu reichen. Im Folgenden findet ihr einige konkretere Ideen für Einzelpersonen und/oder unsere örtlichen Gemeinden.
Und möge alles, was wir singen, schreiben und tun … in Liebe geschehen.
- Setzt euch mit örtlichen Wohlfahrtsverbänden in Verbindung, die Migrant*innen unterstützen, um herauszufinden, welche praktischen Hilfsmittel sie benötigen, oder helft bei der Verbesserung des Sprachunterrichts, helft bei der Erledigung von Papieren für Einzelpersonen
- Nehmt trans Gruppen in eurer Kirche auf
- Sammelt Ressourcen und stellt sie auf die Website der Gemeine
- Bietet einen sicheren Raum an zum Wechseln von Kleidung
- Wendet euch an eure Lokalpolitiker*innen und konfrontiert sie mit Gerechtigkeitsfragen, z. B. Armut
- Haltet regelmäßig Gebetszeiten für Frieden und Gerechtigkeit ab, allein oder mit anderen
- Veranstaltet einen Kreativtag, an dem ihr Gedichte, Lieder und Kunstwerke schreibt, die die Welt beschreiben, die ihr gestalten wollt
- Baut jeden Sonntag eine Zeit für gute Nachrichten ein, um Menschen daran zu erinnern, dass Gott immer noch gut ist
- Unterstützt lokale Organisationen, die mit Eingewandererten arbeiten
- Bietet in eurem Kirchengebäude einen sicheren Raum an für Treffen von trans-Gruppen
- Arbeitet mit anderen Organisationen zusammen, um praktische Hilfe anzubieten und Informationen über Ressourcen in eurer Region bereitzustellen
- Widmet euch jedem Tag dem Gebet für Frieden und Gerechtigkeit
Mit freundlichen Grüßen
euer Ältestenrat
Rev. Elder Cecilia Eggleston, Moderator
Elder Hattie Alexander-Key
Rev. Elder Mark Byrd
Rev. Elder Nokuthula Dhladhla
Elder Velma Garcia
Rev. Elder Rich Hendricks
Rev. Elder Aaron Miller
Rev. Elder Elaine Saralegui Caraballo
Rev. Elder Stuart Sutherland
Übersetzung auf Basis von DeepL
Weitere offizielle Stellungnahmen: https://insidemcc.org/about-mcc/what-we-believe/official-statements/