Vorrede (Ines-Paul)
Wer „gehört“ zu einer Gemeinde dazu? Wer nicht? Und wovon hängt das ab: Wie oft ich dabei bin? Wie viel ich mache? Wie gut ich mich mit den anderen verstehe? Ob wir alle dasselbe glauben?
Im Neuen Testament zeigt sich: Stabil, harmonisch und geregelt ist Gemeindeleben von Anfang an nicht.
Schon früh („biblisch“) zeigt sich:
- Gemeinden und ihre Zusammensetzungen sind keine starren Gebilde.
- Manche können miteinander, andere nicht und gehen getrennte Wege.
- Es gibt Bewegungen voneinander weg und in andere Gemeinden hinein.
- Bei Treffen vor Ort sind sind nicht immer alle dabei, die zu einer Gemeindegemeinschaft dazugehören.
Hier ein paar Beispiele:
19Am Abend dieses ersten Tages nach dem Sabbat, als die °Jüngerinnen und Jünger hinter geschlossenen Türen saßen aus Angst vor der jüdischen Obrigkeit, da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: »°Friede sei mit euch!« 20Als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Seite. Da freuten sich die Jüngerinnen und Jünger, dass sie °Jesus den Lebendigen sahen
(…) 24Aber Thomas, einer der °Zwölf, der Didymos oder Zwilling genannt wurde, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. (…) 26Nach einer Woche saßen die Jüngerinnen und Jünger wieder drinnen und Thomas war bei ihnen.Johannesevangelium 20,19+20.24.26
1Ich möchte euch unsere Schwester Phöbe vorstellen. Sie ist °Diakonin der °Gemeinde in Kenchreä. 2Ich empfehle sie, damit ihr sie in die °Gemeinschaft aufnehmt – wie es unter °heiligen Geschwistern üblich ist. Steht ihr bei und unterstützt sie in allen Angelegenheiten, in denen sie euch braucht. Sie ist eine Autorität und hat vielen Schutz geboten, auch mir selbst.
Römerbrief 16,1+2
9Ich habe der °Gemeinde etwas geschrieben, aber Diotrephes, der es liebt, der Erste von ihnen zu sein, nimmt uns nicht auf. 10Deshalb werde ich, wenn ich komme, daran erinnern, wie er sich verhält: Seine üble Nachrede uns gegenüber. Und als ob das noch nicht genug ist: Er selbst nimmt die Schwestern und Brüder nicht auf und hindert auch noch diejenigen, die es wollen, und wirft sie aus der Gemeinde hinaus.
3. Johannesbrief, 9+10
36Nach einiger Zeit jedoch sagte Paulus zu Barnabas: »Lass uns doch zu den Schwestern und Brüdern zurückkehren und überall Stadt für Stadt nach ihnen sehen, in denen wir die Botschaft des °Herrn verkündigt haben, wie es um sie steht!« 37Barnabas wollte auch Johannes, Markus genannt, mitnehmen. 38Paulus aber bestand darauf, den nicht mitzunehmen, der sich seit Pamphylien von ihnen abgesetzt und nicht mehr mit ihnen zusammengearbeitet hatte. 39Dabei kam es zu erbittertem Streit, so dass sie sich voneinander trennten. Barnabas segelte mit Markus nach Zypern ab, 40während Paulus sich Silas auswählte und fortging
Apostelgeschichte 15,36-40
12Wegen des Bruders Apollos: Ich habe ihn inständig gebeten, mit den Schwestern und Brüdern zu euch zu gehen. Doch er wollte durchaus nicht jetzt kommen. Er wird kommen, sobald er Gelegenheit findet.
1. Korintherbrief 16,12
Das Zeugnis des Neuen Testaments ist so eindeutig und durchgehend, dass ich glaube:
Solche Bewegungen sind von Anfang an Teil der (christlich verstandenen) Bewegungen G*ttes unter und mit uns.
Solche Bewegungen sind kein Zeichen GEGEN G*ttes Willen – sondern auch IN solchen Bewegungen kommt die Begleitung und Gegenwart G*ttes zum Ausdruck.
Ein paar Fragen zum aktuellen Zustand bei uns:
- Wie viele unter uns hatten vor der MCC Köln Erfahrungen in anderen Gemeinde gemacht?
Wie viele gehen außer zur MCC Köln noch in andere Gemeinden?
Wie viele von euch sind JEDEN Sonntag in der MCC Köln?
Wie viele von euch sind mit ALLEN anderen in der MCC Köln immer derselben Meinung?
(Bei jeder Frage hat eine große Mehrheit der Anwesenden aufgezeigt.)
Offensichtlich ist also, dass wir tatsächlich Entscheidungen treffen:
– Darüber, in welche Gemeinde wir gehen.
– Ob wir überhaupt in eine Gemeine gehen.
– WANN wir hingehen und wann NICHT.
Aber auf welcher Basis treffen wir solche Entscheidungen?
Woher SPÜREN oder WISSEN wir, welche Entscheidung dran ist?
Worin gründet dieses Spüren oder Wissen?
Eine ausschlaggebende Frage ist oft:
Was bedeutet eine bestimmte Gemeinde für mich?
In unserem Fall:
Was bedeutet die MCC Köln für mich?
Was verbinde ich mit ihr?
Vor welchem Hintergrund sehe ich die MCC Köln, was darin ist mir wichtig?
Jair gehört zu den vielen, für die die MCC Köln nicht die erste Gemeindeerfahrung ist. Eine von Jairs vorherigen Gemeinden hat sich tatsächlich mal hingesetzt und für sich formuliert, was Gemeinde für sie bedeutet. Sie haben das nicht nur mit Worten getan, sondern auch mit Bildern. Eines davon hat Jair selbst gemalt. Heute also ein Impuls nicht nur mit Worten:
Impuls (Jair)
Wie wirken diese Bilder auf Euch?
Freundschaft – Heimat – Vielfalt – Geborgenheit.
Vier Wörter, die eine Frage gemeinsam haben:
„Was bedeutet Gemeinde für dich?“
Ich habe dazu zwei Bibelverse:
„Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen.“
Johannes 14,2„Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“
Hebräerbrief 13,14
Diese Frage wurde 2012 in meiner Heimatgemeinde gestellt. In Hauskreisen, Seniorenkreisen, im Altenheim, in den Jungscharen, Kindergottesdiensten, Teen- und Jugendkreisen.
Die Begriffe, die Ihr hier seht, waren die meistgenannten der jeweiligen Generation, die sollten dann in vier Bildern von der Altersgruppe selbst gemalt werden.
Bei der Frage – wer Gut zeichnen könnte – zeigten alle Teens und Jugendlichen beim Eisessen im Gemeindecafe dann auf mich. „Der da“.
Ich fügte mich meiner Bestimmung, entwarf ein Bild, zeigte es herum und das allgemein desinteressierte „jaja, das geht so“ besiegelte den Entwurf. Ein paar Teenies haben mit mir das Bild dann gemalt. Da war ich 23. Alter ist nur eine Zahl, aber trau keinem über 20!
Was sehen wir? Es zeigt zum einen im Hintergrund die drei Kaiserberge
„Stuifen, Rechberg, Hohenstaufen“,
die südlich meiner Heimatstadt zwischen Rems- und Filstal liegen und ein markanter Wegpunkt der Region Schwäbisch Gmünd sind, die ziemlich genau zwischen Stuttgart und Bayerischer Landesgrenze liegt.
Im Vordergrund ist eine Couch, wie sie in unserem Jugendraum standen. Auf der Couch sind sechs Tiere. Sie sitzen dicht gedrängt, denn das war unser Teenkreis und unser Jugendkreis, proppevoll. Normaler Freitagabend.
Fällt euch was auf?
Kein Tier davon ist heimisch in der schwäbischen Alb. Ich habe zu dem Zeitpunkt seit etwa sechs Jahren Robben, Pinguine, Wale und Eisbären gezeichnet und damit die Couch vollgepackt, ohne groß nachzudenken. Und es sitzen Männchen neben Weibchen, Jungs neben Jungs, Mädchen neben Mädchen oder vielleicht weder noch?
Als Teenager sucht man Orte, wo man „sein“ darf, wie man ist, wenn die Eltern schwierig werden.
Wie viele junge Menschen fühlen sich fremd dort, wo sie wohnen, ob sie jetzt erst seit drei Tagen oder schon seit Generationen an einem Ort leben. Dieses Bild war eine Einladung, auf der Couch finden alle zusammen und einen Platz, obwohl sie sehr unterschiedlich sind und man jedem einzelnen sagen könnte „du kommsch aber ned vo hier?“ Vor allem im schwäbischen Raum wo der Dialekt im nächsten Dorf schon ein anderer ist. Und doch gibt es hier einen Platz für dich.
Ein Bekannter hat mir vor ein paar Jahren im Vollsuff erzählt, dass er in unserer Jugend die Entstehung von Freundschaften zwischen mir und diesem Jugendkreis aktiv verhindert hat. Einige Erlebnisse machten damit plötzlich Sinn, und ich fand es interessant wie dieser Ort trotz seiner Intervention eine Heimat für mich geworden ist.
Ich habe mich aktiv entschieden, dort Gemeindemitglied zu werden, habe eine zeitlang im Musikteam gewirkt und einen Hauskreis geleitet.
Ich bin oftmals nicht hingegangen, um Freunde zu treffen, sondern um Gott zu begegnen. Auch andere gleichaltrige Weggefährten fühlten sich damals einsam und verlassen, obwohl sie, von außen betrachtet, mitten unter Freundinnen und Freunden waren. Es gab Aktionen, die unsere Jugend zusammengeschweißt haben und Alltag, der alles wieder in Kleingruppen zersplittert hat, es menschelte auch dort.
Die Gemeinde Gottes ist immer im Wandel. Angehörige kommen und gehen. Menschen werden alt und sterben, andere Menschen ziehen weg, wieder andere ziehen hinzu, werden geboren, treten ein, bitten um einen Platz, wollen einen Platz angeboten bekommen oder nehmen sich einfach den Raum.
Mein Alter Ego, der Schwertwal, sitzt dort eigentlich nicht mehr. Er hat den Platz frei gemacht für die nächsten jungen Menschen. Wenn gefragt wird, wer das Bild gemalt hat, ist zu hören, ich wohne nicht mehr dort.
Ich selbst bin jetzt in einem anderen Teil der Gemeinde Gottes, die darauf wartet, eines Tages in das „Zu Hause“ nicht von dieser Welt zu gehen. Und dort werden alle einen eigenen Platz haben.
„Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen.“
Johannes 14,2
Dort finden wir Freundschaft, dort finden wir Heimat, dort finden wir Vielfalt, dort finden wir Geborgenheit, in einer Fülle, die wir heute nur erahnen können.
Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die Zukünftige suchen wir.