Osterspaziergang mit Impulsen, 7. April 2023
Ines-Paul Baumann
Matthäus 28,5-10 (BigS) & Johannes 20,19-22 (NGÜ)
Behaltet eure großartigen Ankündigungen.
Gebt mir ein Ostern, das so klein ist wie ein Samen.
Eines, das gepflanzt werden kann, während es draußen noch kalt ist.
Eines, das mit Tränen gegossen werden kann,
und das Zeit und Geduld braucht, um zu wachsen.Ich muss nicht wissen, wie groß es werden wird,
wie lange es dauert, bis es blüht,
oder ob es überhaupt schön sein wird.
Ich will nur, dass es Wurzeln schlägt, die tief in die Erde reichen,
die im Bauch der Welt nach Leben streben.Erspart mir die kosmischen Verheißungen einer jenseitigen Flucht
und weist mich auf die heiligen Möglichkeiten hin, die in Reichweite sind.Erzählt mir noch einmal, wie durch die Nährstoffe, die beim Zersetzen entstehen,
selbst die traurigsten Orte randvoll sind mit Lebenspotenzial.Rev. M Jade Kaiser
https://enfleshed.com/liturgy/annual/
„Friede sei mit euch!“ „Fürchtet euch nicht!“ Der auferstandene Jesus hat genau so wenig wie der Jesus zu seinen Lebzeiten auch nur ansatzweise damit gearbeitet, Menschen Schuld, Scham oder Ängste *) einzureden. Doch genau das sind die Aspekte, mit denen viele Glaubende auf das Kreuz und die Auferstehung blicken.
Die Impulstexte greifen diese drei Aspekte auf und bringen sie in Bezug mit den „heiligen Möglichkeiten, die in Reichweite sind“, von denen der liturgische Text am Anfang spricht. Dabei werdet ihr auch eingeladen, manche dieser Aspekte in eurem Leben anzuschauen, damit ihr ganz bewusst von ihnen aus aufbrechen könnt. Wenn dir das heute zu viel ist, kannst du in der Zeit auch gerne an etwas anderes denken. Achte auf dich, G*tt tut es auch! :)
Impuls 1
Manche Menschen denken in Kategorien von Schuld und Unschuld.
Leitmotiv ist, Strafe zu vermeiden.
Die Auferstehung steht für sie für die Gewissheit zukünftigen Heils.
In den Evangelien verweist der auferstandene Jesus darauf, dass er in Galiläa zu finden sein wird. Galiläa war der Ort des Lebens und Wirkens Jesu. Er verweist also darauf, dass er in dem zu finden ist, was wir in seinem Leben und Wirken VOR seinem Tod finden. Sündenvergebung sprach Jesus bereits VOR seinem Tod zu. Dieses Wirken bedurfte nicht erst einer Kreuzigung.
Auf seinem Weg zum Kreuz aber wurde Jesus mit allerlei Anklagen konfrontiert, um bei ihm irgendeine Schuld zu finden. In den Wunden, die er als Auferstandener zeigt, sind diese verletzenden Erfahrungen eingeschrieben. Jesus weiß, wie es ist, wenn Stimmen dich verurteilen – auch wenn es dafür keinen Grund gibt.
Jesus hat Schuld und Strafe nie in den Mittelpunkt seines Wirkens gestellt. Wo Menschen wegen tatsächlicher oder vermeintlicher Vergehen bestraft werden sollten, hat Jesus ihnen Wege zurück in die Gemeinschaft ermöglicht.
Dreh dich einmal um und blicke zurück: Welche Stimmen in deinem Leben haben dich schon auf Anklagebänke gesetzt? Woran solltest du schon alles schuld sein? Welche Szenarien von Bestrafungen haben dich gebunden an moralische Werke und Leistungen, die andere definiert haben?
(In ca. 1 Minute geht es weiter.)
Nun breche wieder auf und wende dich deinem Weg zu: Gehe weiter in ein Leben mit gesunden Wurzeln in der Tiefe und den Möglichkeiten des Heiligen in Reichweite: Die Auferstehung Jesu durchbricht die engen Kategorien von richtig und falsch. G*TT LIEBT DICH. Wie fühlt sich das an? Gehe Schritt für Schritt. Friede sei mit dir.
Impuls 2
Manche Menschen denken in Kategorien von Scham und Ehre.
Leitmotiv ist, Ausgrenzung zu vermeiden.
Die Auferstehung steht für sie dafür, dass Gott nicht mehr unsere Schande ansehen muss, sondern uns annehmen kann.
In den Evangelien verweist der auferstandene Jesus darauf, dass er in Galiläa zu finden sein wird. Galiläa war der Ort des Lebens und Wirkens Jesu. Er verweist also darauf, dass er in dem zu finden ist, was wir in seinem Leben und Wirken VOR seinem Tod finden. Die Würde der Menschen sah und verkündete Jesus bereits VOR seiner Auferstehung. Dieses Wirken bedurfte nicht erst einer Kreuzigung.
Auf seinem Weg zum Kreuz aber wird Jesus immer wieder verhöhnt und bloßgestellt. In den Wunden, die er als Auferstandener zeigt, sind diese verletzenden Erfahrungen eingeschrieben. Jesus weiß, wie es ist, wenn Stimmen dich dazu bringen möchten, dich selbst für unannehmbar zu halten.
Jesus war immer gerne mit den damals Unreinen und Außenseiter*innen zusammen. Hat mit ihnen geredet, gegessen und zeit verbracht. Wo sie ausgegrenzt werden sollten, hat Jesus sie angenommen und ihnen Gemeinschaft ermöglicht.
Dreh dich einmal um und blicke zurück: Welche Stimmen in deinem Leben haben dich schon mal verhöhnt, für unannehmbar erklärt und dazu gebracht, dich zu verstecken?
(In ca. 1 Minute geht es weiter.)
Nun breche wieder auf und wende dich deinem Weg zu: Gehe weiter in ein Leben mit gesunden Wurzeln in der Tiefe und den Möglichkeiten des Heiligen in Reichweite: Die Auferstehung Jesu durchbricht die engen Kategorien von Erwartungen und Rollen, die du spielen sollst. G*TT NIMMT DICH GANZ AN. Wie fühlt sich das an? Gehe Schritt für Schritt. Friede sei mit dir.
Impuls 3
Manche Menschen denken in Kategorien von Angst und Macht.
Leitmotiv ist, Schwäche zu vermeiden.
Der Auferstandene ist für sie der endgültige Sieger über alle bösen Mächte.
In den Evangelien verweist der auferstandene Jesus darauf, dass er in Galiläa zu finden sein wird. Galiläa war der Ort des Lebens und Wirkens Jesu. Er verweist also darauf, dass er in dem zu finden ist, was wir in seinem Leben und Wirken VOR seinem Tod finden. Von der Bindung und Lähmung durch angstschürende Mächte hat Jesus bereits VOR der Auferstehung befreit. Dieses Wirken bedurfte nicht erst einer Kreuzigung.
Auf seinem Weg zum Kreuz aber erlebte auch Jesus tiefe Ängste und die Vehemenz, mit der angsteinflößende Mächte sich über den Willen Gottes legen möchten. In den Wunden, die er als Auferstandener zeigt, sind diese verletzenden Erfahrungen eingeschrieben. Jesus weiß, wie elementar es sein kann, sich den Mächten und Mächtigen nicht zu beugen, bei ihren Machtspielen nicht mitzumachen und sich nicht an ihren Machtdemonstrationen auszurichten.
Jesus hat Menschen immer wieder dazu befreit, sich nicht aus Angst zu verstecken und sich angstschürenden Taktiken und Methoden zu entziehen anstatt das selber einzusetzen.
Dreh dich noch einmal um und blicke zurück: Wo in deinem Leben hast du dich aus Angst versteckt? Hast du mal versucht, Kontrolle zu erlangen über unsichtbare Mächte und dich dafür an Rituale, Personen oder Organisationen gebunden – denen es womöglich sehr gelegen kam, mit deinen Ängsten arbeiten zu können?
(In ca. 1 Minute geht es weiter.)
Nun breche wieder auf und wende dich deinem Weg zu: Gehe weiter in ein Leben mit gesunden Wurzeln in der Tiefe und den Möglichkeiten des Heiligen in Reichweite: Die Auferstehung Jesu durchbricht die Notwendigkeit von Methoden und Taktiken der Unterwerfung. G*TT SEGNET DICH. Wie fühlt sich das an? Gehe Schritt für Schritt. Friede sei mit dir.
Segen
G*tt segne dein Weggehen.
G*tt segne dein Gehen.
G*tt segne dein Hingehen.
Im auferstandenen Christus sind alle deine Wege geborgen.
*) Die Typisierungen nach Schuld, Scham und Angst sind übernommen aus dem Buch „Mit anderen Augen – Perspektiven des Evangeliums für Scham-, Schuld- und Angstkulturen“ von Jayson Georges. Das Buch ist mit Vorsicht zu genießen; aber die Darstellung unterschiedlicher christlicher Sichtweisen in Bezug auf das Evangelium knüpft tatsächlich an manches an, was ich in Gemeinden erlebt habe.