G*ttesdienst MCC Köln, 3. Juli 2022
Begrüßung
Dieses Jahr setzen wir uns zum CSD damit auseinander, wie wir mit queerfeindlichen Erfahrungen umgehen können, und mit der Frage, ob Glaube für uns darin eine unterstützende Ressource oder ein Hindernis ist.
Die Idee ist inspiriert von einem Zine, das Radikale Solidarität ist unsere Waffe heißt. In dem Zine sind eine Reihe an Umgangsmöglichkeiten festgehalten, wenn Menschen queerfeindliche Situationen oder Angriffe erleben.
Es ist in drei Punkte aufgeteilt:
– Überstehen in der Situation selbst,
– Ausruhen nach der Situation, und
– Widerstand gegen Queerfeindlichkeit als langfristige Umgangsmöglichkeit.
Heute schauen wir uns den Punkt Widerstand an.
Kerzen anzünden.
Wir sind heute versammelt im Namen G*ttes, die uns in Vielfalt geschaffen hat. [Kerze]
Wir sind heute versammelt im Namen Jesu, der dafür, wer er war und wofür er sich eingesetzt hat, Anfeindungen, Verfolgung und Gewalt erfahren hat.
Sein Handeln und Sein haben ihm aber auch Freund*innen und Gefährt*innen geschenkt, die ihn genau dafür gesehen, geliebt und begleitet haben. [Kerze]
Wir sind heute versammelt im Namen der Ruach, der heiligen Geistkraft, die uns sieht, liebt und durch unsere Erfahrungen begleitet. [Kerze]
Wir entzünden die Gemeindekerze, die uns als Gemeinschaft miteinander verbindet – mit denen, die heute hier sind, und mit denen die heute nicht dabei sein können.
G*ttes bedingungslose Liebe vereint uns – in Solidarität mit allen Menschen und Religionen. [Kerze]
Lesungen
Zu sagen, ich liebe dich,
bedeutet zu sagen, dass du nicht mir
gehörst, sondern dir gehörst.Dich zu lieben bedeutet, für deine
Rechte, deinen Raum, dein Selbst
einzutreten und mit dir statt gegen dich
zu kämpfen, wenn wir lernen, unsere
Macht in der Welt zu behaupten….Dich zu lieben bedeutet,
von einer Power/Gott gepusht zu
werden, die sowohl erschreckend als
auch tröstlich ist,
dich zu berühren und
von dir berührt zu werden…Dich zu lieben bedeutet, mit dir zu singen,
mit dir zu weinen,
mit dir zu beten und
mit dir zu handeln, um die Welt zu
wieder-erschaffen.
Zu sagen ‚Ich liebe dich‘ bedeutet -–
lass die Revolution beginnen!A“Our Passion for Justice” by Carter Heyward
Sie kamen nach Jerusalem. Jesus betrat den Tempel und begann, alle hinauszuwerfen, die im Tempel verkauften und kauften, stürzte die Tische der Geldwechsler und die Stühle der Taubenverkäufer um und ließ nicht zu, dass auch nur ein einziger Gegenstand durch den Tempel getragen wurde. Dabei lehrte er sie: »Steht nicht geschrieben: Mein Haus wird ein Haus des Gebetes für alle Völker genannt werden? Aber ihr habt es in eine Räuberhöhle verwandelt.«
Markusevangelium 11,15-17
(Bibel in gerechter Sprache)
Sie kamen zu einem Olivenhain namens Getsemani. Da sagte Jesus zu seinen Jüngerinnen und Jüngern: »Setzt euch hier so lange hin, bis ich gebetet habe.« Petrus, Jakobus und Johannes nahm er mit. Zittern, Zagen und große Furcht erfassten ihn. Da sagte er zu ihnen: »Tief in mir bin ich traurig, todtraurig. Bleibt hier und wacht.« Er ging ein wenig weiter, warf sich auf die Erde und betete, dass die Stunde, wenn möglich, an ihm vorüberginge.
Markusevangelium 14,32-34
(Bibel in gerechter Sprache)
Rassismus. Krebs. In beiden Fällen muss der Aggressor siegen, der Widerstand braucht nur zu überleben, um zu gewinnen.
Audre Lorde (1934-1992), Lichtflut.
Neue Texte und Gedichte, Orlanda Frauenverlag, Berlin 1988, S. 152
Ohne Gemeinschaft gibt es keine Befreiung, sondern nur den verletzlichsten und vorübergehenden Waffenstillstand zwischen einer Einzelnen und ihrer Unterdrückung. Aber Gemeinschaft darf nicht bedeuten, dass wir unsere Unterschiede aufgeben, und auch nicht, dass wir pathetisch so tun, als ob es diese Unterschiede nicht gäbe. Diejenigen von uns, die außerhalb des Zirkels stehen, den diese Gesellschaft als akzeptable Frauen definiert; diejenigen von uns, die in den Schmelztiegeln der Differenz geschmiedet wurden – diejenigen von uns, die arm sind, die Lesben sind, die Schwarz sind, die älter sind – wissen, dass Überleben keine akademische Fähigkeit ist. Es bedeutet zu lernen, alleine dazustehen, unbeliebt und manchmal verschmäht zu sein, und gemeinsame Sache zu machen mit anderen, die als außerhalb der Strukturen stehend gelabelt sind, um eine Welt zu abzustecken und anzustreben, in der wir alle aufblühen und gedeihen können. Es bedeutet zu lernen, wie wir unsere Unterschiede nehmen und in Stärken verwandeln. Die Werkzeuge des Herrn werden niemals das Haus des Herrn niederreißen. Sie mögen uns vorübergehend erlauben, ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, aber sie werden uns niemals in die Lage versetzen, einen echten Wandel herbeizuführen. Und diese Tatsache ist nur für jene Frauen bedrohlich, die das Haus des Herrn immer noch als ihre einzige Quelle der Unterstützung betrachten.
Audre Lorde (1934-1992), aus der Rede: „The Master‘s Tools will Never Dismantle the Master‘s House“
Ich ermutige euch, Geschwister: Verlasst euch auf Gottes Mitgefühl und bringt eure Körper als lebendige und heilige Gabe dar, an der Gott Freude hat. Das ist euer vernunftgemäßer Gottes-Dienst. Richtet euch nicht länger nach den Maßstäben dieser Welt, sondern macht euch von den Strukturen dieser Zeit frei, indem ihr euer Denken erneuert. So wird euch deutlich, was Gott will: das Gute, das, was Gott Freude macht, das Vollkommene.
Brief an die Gemeinde in Rom 12,1-2
(Bibel in gerechter Sprache& Neue Genfer Übersetzung)
Eine Kirche, die keine Krise provoziert,
ein Evangelium, das nicht beunruhigt,
ein Wort Gottes, das keinem Menschen unter die Haut geht,
ein Wort Gottes, das nicht die wirkliche Sünde der Gesellschaft berührt, in der es verkündet wird
– was für ein Evangelium ist das?Oscar Romero (1917-1980),
Erzbischof von San Salvador
Abendmahl
„Das Schöne am gemeinsamen Abendmahl in der MCC ist, dass wir dieses Mahl in dem Glauben teilen, dass die Liebe Jesu Christi jede von Menschen geschaffene Grenze überwindet. Wir werden uns nicht den Regeln und Vorschriften anpassen, die manche am Tisch der Barmherzigkeit durchsetzen wollen. Vielmehr werden wir verwandelt durch die Liebe, die wir hier finden, die Liebe, die wir hier teilen, und die Liebe, die wir von hier mitnehmen.”
UFMCC Weltkonferenz Abschlussgottesdienst 3.7.2022
Sendung & Segen
„54 Jahre später (nach Gründung der MCC; Anm. d. Übersetzung) ruft uns Gott noch immer dazu auf, dass wir uns nicht dieser Welt anpassen sollen. Lasst uns beten:
Liebende_r G*tt, du hast uns gesagt, dass wir uns dieser Welt nicht anpassen sollen. Du hast uns verheißen, dass alle, die geboren wurden, einen Platz an deinem Tisch haben. Du hast uns verheißen, Kinder deines Regenbogen-Versprechens zu sein – deine Kinder, lebendige_r G*tt. Erneuere unsere Sinne, zeige uns deinen Willen, und ändere unsere Wege, sodass wir dir gehorchen können. Wir beten für Weisheit, damit wir bessere Entscheidungen treffen können. Gib uns Einflussmöglichkeiten, dass wir anderen deine Liebe zeigen können. Hilf uns stets zu bedenken: Weinen mag eine Nacht lang anhalten, aber am Morgen kommt die Freude. Hilf uns, allen Leitenden und Mitgliedern der MCC-Gemeinden auf der ganzen Welt, daran zu denken, uns NICHT dieser Welt anzupassen. Hilf uns, den Kampf für Menschenrechte weiterzuführen, und nicht zu vergessen, dass wir in diesem Kampf alle zusammenstehen. Hilf uns, uns nicht dieser Welt anzupassen, sondern das Leben zu leben, zu dem uns Jesus berufen hat. Jesus sagt uns: „Bittet, so wird euch gegeben werden. Sucht, und ihr werdet finden. Klopft an, und euch wird aufgetan werden.“ G*tt, in den letzten 54 Jahren warst du unsere Wolke am Tag und unser Feuer bei Nacht. Wir bitten um deinen Segen, wenn wir aus dieser virtuellen Weltkonferenz herausgehen und nach Hause zurückkehren, dass wir deine Frohe Botschaft in die Welt tragen. G*tt, du weißt, wenn wir uns nächstes Mal zur Weltkonferenz versammeln, und nicht mehr alle von uns da sein werden, erinnere uns daran, dass wir uns wiedersehen werden – direkt im Goldenen Tor an der Ostseite, nach der endgültigen Auferstehung. Amen.“
Troy Perry, Gründer der Metropolitan Community Church